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Kultur: Galerie Asian Fine Arts: Die Japanerin Hanayo - Geisha mit den vielen Gesichtern

Die Künstlerin Hanayo zierte 1992 als Geisha unter weißer Schminke verborgen den Umschlag des Merianheftes "Japan". Die Unterzeile verhieß: "Die abgebildete Gesellschaftsdame Hanayo Nakajiama (ist) eine der wenigen verbliebenen traditionellen - also sittsamen - Geishas zwischen den Hochhaustürmen von Tokio".

Die Künstlerin Hanayo zierte 1992 als Geisha unter weißer Schminke verborgen den Umschlag des Merianheftes "Japan". Die Unterzeile verhieß: "Die abgebildete Gesellschaftsdame Hanayo Nakajiama (ist) eine der wenigen verbliebenen traditionellen - also sittsamen - Geishas zwischen den Hochhaustürmen von Tokio". Noch im gleichen Jahr gründete Hanayo die Band "Muscats" um von nun an, wenig sittsam, untraditionelle Musik zu machen. Fünf CDs veröffentlichte sie seitdem, die sechste erscheint in Kürze. Sie spielte auf Europa- und Japantourneen mit den "Goldenen Zitronen" oder modelte für Jean Paul Gaultier. Als Hanayo als Schauspielerin die Bühne des Nationaltheaters Tokio betrat, widmete ihr das englische Magazin "The Face" eine Coverstory - Hanayo ist ein Szenestar.

Im Kunstkontext war sie als Geisha an Produktionen von Christoph Schlingensief oder der Wanderschau "Cities on the Move" beteiligt. Auch in der dreiteiligen Reihe "Berlin. Debut!" von Asian Fine Arts mimt Hanayo nicht die Geisha, sie ist eine. Mit siebzehn Jahren begann sie die traditionelle Ausbildung. In der Ausstellung schlüpft sie unter ein rosarotes Moskitonetz und kniet vor dem Schminkkästchen der Geishas, holt Spiegel, Cremetöpfchen und den Fächer hervor. Langsam bewegt sie sich mit zufällig wirkenden Gesten nach einer präzisen Dramaturgie. Alles hat seinen Platz, seine Bestimmung. Dann singt sie, und es klingt monoton und durchdringend, schräg wie melodiös. Hanayo stellt private Situationen aus: Fotografien, ein Video und ihre als Bühne genutzte Installation persönlicher Gegenstände. Darin thront sie als Abziehbild unserer Klischeevorstellungen von Madame Butterfly aus dem Land des unergründlichen Lächelns. Sie zeigt Momentaufnahmen ihres Lebens zwischen London, Tokio und Berlin, wie zufällig nebenbei geknipst - Fotografien wie aus einem Familienalbum, in dem Privatleben und Showbusiness nicht mehr zu trennen sind.

"Hanayo presents Hanayo - E de show" nennt die Geisha mit den verschiedensten Gesichtern ihre Ausstellung im Zeichen von cross- und in-between-culture. Buchstaben, die zum Rätselraten verleiten. Jeder darf sich wie bei vorbeifahrenden Sushischiffchen das ihm Genehme aussuchen. Für die japanischen Schriftzeichen bietet sie eine Auflösung an: "E" steht für Bild. Das "de" bedeutet ein Partikel, der im Sinn von "mit Hilfe von" gesetzt wird. Zusammen mit den Wörtern Zug und fahren ergibt sich der Satz "Mit dem Zug fahren". Demnach könnte "E de show" schlicht und einfach "Mit dem Bild eine Show machen" aber auch "sich durch die Show ein Bild machen" bedeuten.

Am 23. Juni tritt Hanayo noch einmal auf. Dazu hat sie "Yuzu" und "Hoppie Woodhill" eingeladen. Doch das sind nur Pseudonyme, hinter denen sich zwei bekannte, asiatische Tänzerinnen verbergen sollen. Wie man es von einer Geisha nicht anders erwartet, versteht Hanayo auch hier Geheimnisse zu hüten.

Elfi Kreis

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