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Kultur: Galerie Haas & Fuchs: Zur höheren Ehre der Kunst

Was Galeristen hin und wieder aufbieten, stellt manche Institution in den Schatten. Dabei nehmen sie beträchtliche Produktionskosten auf sich, um einem Werk zur Sichtbarkeit zu verhelfen.

Was Galeristen hin und wieder aufbieten, stellt manche Institution in den Schatten. Dabei nehmen sie beträchtliche Produktionskosten auf sich, um einem Werk zur Sichtbarkeit zu verhelfen. Mit bloßen Profitinteressen lässt sich das nicht erklären. So hat Max Hetzler während der Eröffnung der 2. Berlin Biennale für eine Installation von Darren Almond eine riesige Halle gemietet, um im Trubel der Eröffnungstage für den Künstler ein Zeichen zu setzen. Ähnlich aufwändig ließ Thomas Schulte nach Anweisungen Sol LeWitts seine Räume mit Hohlblockziegeln zu einem Irrgarten vermauern oder Pat Steir auf alle Wände malen: Verausgabungen zur höheren Ehre der Kunst.

Ähnlichen Aufwand hat nun auch die Galerie Haas & Fuchs um das Werk des in New York lebenden französischen Künstlers Bernar Venet betrieben. Seinen Namen kennen zwar wenige, aber seine weit ausgreifende, sich vom Boden zum offenen Kreis erhebende Stahlskulptur vor der Urania haben viele schon gesehen. Sie genügt sich selbst und ist durch ihre dynamisch lineare Form das, was als "Kunst im öffentlichen Raum" in den siebziger Jahren im besten Fall möglich war. Noch heute wirkt sie nicht veraltet und legitimiert sich am Platz, wo sie steht.

In der Galerie sind die tonnenschweren Skulpturen perfekt gerundet und lassen sich mit einem Finger hin- und herwiegen. Statiker mussten bestellt und im Keller ein Schachbrettmuster von Pfeilern installiert werden, um den Boden zu stützen. Erst dann konnte ein Kran die Stahlfiguren in den Raum heben. Sie stehen kinnhoch und sockellos auf dem Boden, als hätte ein Kind sie beiläufig hingerollt. Offenbar hat die Galerie Unternehmensfoyers und Villengärten im Blick. Tatsächlich eignen sich die Skulpturen für solche mehr oder wenigen öffentlichen Räume gut. Die unvollendete Bogenform regt zu allerei Gedanken an, ohne selbst eine Bedeutung zu geben.

Venet hat seine Formen in den siebziger und achziger Jahren entwickelt, als im Pariser Diskurs über den flottierenden Signifikanten die Dämme brachen und sich im Zeichen der Postmoderne alles mit allem verbinden konnte. Er griff zu leeren Zeichen wie Kreis, Linie, Winkel und Spirale und baute daraus Varianten. 1994 organisierte ihm Chirac eine Tournee bis nach Shanghai. In Berlin stellt er - die Figur vor der Urania ist ein Geschenk des französischen Staates - zum ersten Mal aus. Bisher war Karsten Greve sein Galerist. Jetzt haben ihn Haas & Fuchs übernommen und stabilisieren den Boden, damit er hält, was die Figuren versprechen.

Peter Herbstreuth

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