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GALERIE ZAK/BRANICKA: Roman Opalka

Kaum zu glauben: Roman Opalkas letzte Berliner Einzelausstellung muss 1994 stattgefunden haben, in der Neuen Nationalgalerie. Der Konzeptmaler und berühmte Vertreter der „Polnischen Avantgarde“, wie der Neue Berliner Kunstverein (NBK) 1992 seine Ausstellung über Kunst in Polen zwischen 1930 und 1990 nannte, scheint vergessen.

Kaum zu glauben: Roman Opalkas letzte Berliner Einzelausstellung muss 1994 stattgefunden haben, in der Neuen Nationalgalerie. Der Konzeptmaler und berühmte Vertreter der „Polnischen Avantgarde“, wie der Neue Berliner Kunstverein (NBK) 1992 seine Ausstellung über Kunst in Polen zwischen 1930 und 1990 nannte, scheint vergessen. Vielleicht, weil das hiesige Publikum bei polnischen Künstlern eher an die Generation von Artur Zmijewski und Katarzyna Kozyra denkt, über 30 Jahre jünger als der 1931 in Frankreich geborene Roman Opalka. Oder weil Deutsche freie Kunst vor 1989 gar nicht für möglich halten. Dabei lebte in Polen der experimentelle Geist der klassischen Avantgarde fort.

Die Wahrnehmungslücke könnte sich 2011 schließen. Im September wird die Großausstellung „Tür an Tür. Polen – Deutschland“ die kulturellen Beziehungen der Nachbarn thematisieren, kuratiert von der Grande Dame der polnischen Kunst, Anda Rottenberg, die bereits den Organisatoren der NBK-Schau 1992 half. Und jetzt stellt die auf Polen spezialisierte Galerie Zak|Braniczka einen Ausschnitt aus Opalkas Werk vor. Acht in Plexiglas gefasste Schwarz-Weiß-Fotos hängen zu einem Achteck geordnet von der Decke. Es sind Selbstporträts des Künstlers, der stets in weißem Hemd vor weißem Hintergrund (Preis auf Anfrage) zu sehen ist. Dazu gibt es ein Gemälde aus seiner Reihe „Opalka 1965/1 – 8“ und eine beschriebene Postkarte. Das war’s schon, aber das Wenige verändert das Zeitempfinden des Betrachters.

Opalka beschriftet Leinwände, Zeile für Zeile mit kontinuierlich fortlaufenden Ziffern, leuchtend weiß, wenn der Pinsel frisch aus der Acrylfarbe kommt, einige Zahlen weiter blass und blasser, bis der Maler neue Farbe auf den Pinsel nimmt. Opalka begann 1965 mit der Ziffer 1, inzwischen soll er bei 5 590 000 angekommen sein. Zudem hellt er den Hintergrund von Bild zu Bild ein wenig auf. Fing er mit grauer Leinwand an, malt er heute weiß auf Weiß. Am Ende jedes Arbeitstages fotografiert er sich. Wie die Gemälde werden die Aufnahmen immer lichter, derweil Opalka unweigerlich altert.

Roman Opalka, hoch rüstig, feiert im August seinen 80. Geburtstag. Er hat einen Weltkrieg und Deportation erlebt, sah viele Staaten kollabieren. Doch angesichts des Unendlichkeitszeichens im Titel seiner Serie „1965/1 – 8“ sind seine 80 Jahre nur ein Augenblick. Claudia Wahjudi

Galerie Zak|Branicka, Lindenstr. 35,

bis 25.6., Di-Sa 11-18 Uhr

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