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Kultur: Ganz groß, ganz klein

Die erste öffentliche Präsentation des Preußen-Instituts fiel aus dem Rahmen des Üblichen.Ministerpräsidenten und Regierende Bürgermeister, die sich keine Gelegenheit entgehen lassen, um auch an mediokeren Einweihungen teilzunehmen, glänzten durch Abwesenheit.

Die erste öffentliche Präsentation des Preußen-Instituts fiel aus dem Rahmen des Üblichen.Ministerpräsidenten und Regierende Bürgermeister, die sich keine Gelegenheit entgehen lassen, um auch an mediokeren Einweihungen teilzunehmen, glänzten durch Abwesenheit.Nicht, daß die Politiker Vorbehalte gegen Preußen hätten, es war wohl eher das schlechte Gewissen.Zuerst wurde alles ganz groß gedacht: Eine international besetzte Kommission entwickelte Konzepte zur Einbindung der Preußenforschung in einen europäischen Zusammenhang mit starker Betonung auch der französischen und polnischen Sicht.Dann sollten Berlin und Brandenburg jährlich gemeinsam 2,6 Millionen Mark zur Verfügung stellen.Das war der Stand von 1995.

Danach brach die große Finanzkrise über beide Länder herein, und am Ende kam mehr oder minder nur eine Lehrstuhlausstattung für den Preußenforscher Ernst Hinrichs heraus.Berlin gibt jährlich 180 000 Mark, und Brandenburg läßt es bei einer einmaligen Zuwendung von 100 000 Mark bewenden.Für die große Perspektive des Preußen-Instituts wurde jedoch in der Zwischenzeit der Historischen Kommission der Geldhahn abgedreht, so daß sie nur noch als Gelehrtengesellschaft weiterexistieren kann.

Diesen Hintergrund muß man kennen, um die Anspielungen in der Begrüßungsansprache von Professor Hinrichs zu verstehen.Zunächst erklärte er, warum er für die Veranstaltung in die Akademie der Wissenschaften ausweichen mußte - weil sein Institut am Hausvogteiplatz so klein ist, daß es nicht mehr als 30 Personen Raum bietet.Die jetzige finanzielle Regelung bezeichnete Hinrichs als "ganz kleine Lösung", und wenn es bei diesem Niveau bleibt, werde es die beabsichtigte Preußenforschung im europäischen Kontext "in Zukunft überhaupt nicht mehr geben".Das wäre nicht nur eine Katastrophe, sondern auch "eine Absage an das Vermächtnis der Historischen Kommission".

Das Preußen-Institut hat inzwischen einen Antrag an den Stifterverband auf Drittmittelförderung gestellt; wird er genehmigt, so könnte das etwas helfen.Eine umfangreiche Tagungs- und Vortragstätigkeit schloß Hinrichs unter den gegebenen Umständen aus.Aber eine größere Tagung wagt das Institut im Herbst des Jahres 2000: zur Vorbereitung des 300jährigen Jubiläums der Selbstkrönung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III.zum König von Preußen im Jahr 1701.Die Tagung soll der vergleichenden Sicht auf die europäischen Monarchien dienen.

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