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Kultur: Ganzjährig geöffnet

Eine

von Bernhard Schulz

Aix, Avignon und Glyndebourne, Bregenz, Salzburg und Bayreuth – überall wird der Sommer mit Festivals geschmückt. Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus, singt das deutsche Volkslied, meint dabei allerdings bereits den Mai, wenn alle Festivaldirektoren noch unter Hochdruck werkeln. Aber jetzt, im Hochsommer – auch wenn er sich als solcher nicht zu erkennen geben will –, ist die hohe Zeit der FestivalReisen. Und Berlin? Fehlanzeige. Wo ist der „Sommernachtstraum“ geblieben, den der Senat einst für den Ferien-Juli erfand? Ältere Semester erinnern sich zudem an „B 750“ und „E ’88“, die durch Legendenbildung verklärten Jahre des 750. Stadtjubiläums und der im Jahr darauf folgenden „Kulturstadt Europas“ (weil das „-haupt-“ des vollständigen Begriffs seinerzeit verpönt war, ja ja).

Da war Festival rund um die Uhr, es gab Geld wie im Keller gedruckt, und „Projekte“ erfand jedermann, der ein Antragsformular auch nur von ferne kannte. Geblieben ist nichts. Nun gut. Feste muss man feiern, wie sie fallen, auch wenn nicht alle Tage Sonntag ist. Und eben nicht alle Jahre Festival. Zum Glück strömen Touristen auch ohne zugkräftige Fest-Marke an die Spree, wollen the German capital erleben, die Metropole anfühlen und auch ein wenig deren gelegentliche Großmannssucht. Festivals sind ideal für kleinere Städte, die sich gänzlich damit identifizieren, wie Bayreuth mit dem Grünen Hügel. Schwärmen wir also aus, je nach Gusto, und kehren danach zurück ins Ganzjahresfestival Berlin.

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