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Kultur: Gartenklänge

Ein laues Lüftchen, goldene Abendwolken, Amselflöten - für die Eröffnung der Hofkonzerte im Podewil hatte sich der Wettergott endlich eines besseren besonnen.Zum zehnjährigen Jubiläum stimmte einfach alles, einschließlich der Töne, die vom Podium herüberwehten.

Ein laues Lüftchen, goldene Abendwolken, Amselflöten - für die Eröffnung der Hofkonzerte im Podewil hatte sich der Wettergott endlich eines besseren besonnen.Zum zehnjährigen Jubiläum stimmte einfach alles, einschließlich der Töne, die vom Podium herüberwehten.Im Mittelpunkt des Konzerts von Ensemble Oriol stand die junge Oboistin Marie-Luise Modersohn, ganz frisch mit einer Solo-Position beim Deutschen Symphonie-Orchester betraut.Konzerte von Albinoni und Bach versah sie mit biegsamer, sensibler Tongebung und rhythmisch pulsierender Lebendigkeit.Im sorgsam abgestimmten Zusammenspiel mit dem von Sebastian Gottschick angeführten Orchester nahm sie dessen differenzierte Phrasierung ebenso auf, wie sie selbst strukturierende Impulse gab.In den langsamen Sätzen verband sich der pastorale Oboenton mit feinen Streichern und glitzerndem Cembalo zu bestrickendem Klangreiz.Dabei war das "Siciliano", für Oboe bearbeitet nach BWV 1055 als unbekannte Perle zu entdecken, deren in kühnste harmonische Regionen ausschweifende Linienführung die junge Solistin mit Riesenatem ausspann, während sie hier die Dimension tragischer Klage noch nicht voll auslotete.

Doch auch ohne diese solistische Farbe machte das Streicherensemble gute Figur, nicht zuletzt durch eine geschickte Programm-Mischung, in der neuere Werke sich den barocken Tonfall anverwandelten.Federleicht, mit geradezu "mozärtlichem" Streicherschmelz und humorvoll belebenden Akzenten erklang eine "Cassation" von Haydn.Schade nur, daß in der klangverwehenden Freiluft-Akustik nicht alle der überaus feinen Differenzierungen zur Geltung kamen.So blieb die "Elegy" von Elliot Carter ein wenig matt und in leidenschaftlicherern Verdichtungen diffus - trotz wunderschöner, ein wenig an Hindemiths "Trauermusik" gemahnender Bratschensoli.Dafür ließen sich in Griegs "Holberg"-Suite alle Register ziehen: transparente Motorik im "Präludium", farbige Registerabstufungen in der "Sarabande" und zugabenträchtige spritzige Vitalität im "Rigaudon".

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