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Geld oder Leben. Gisela Werler (Nadeshda Brennicke) und Komplize Hermann Wittorff (Charly Hübner) beim Banküberfall.

© Studiocanal

Gaunerfilm „Banklady“: Wenn Gisela die Wumme auspackt

Purer Kintopp: „Banklady“ mit Nadeshda Brennicke erzählt das Leben von Deutschlands erster Bankräuberin Gisela Werler.

Dieses Leben ist purer Kintopp: Eine arme Hilfsarbeiterin, noch dazu ein Mauerblümchen, das mit Anfang 30 zu Hause bei den Eltern lebt und als einzigen Körperkontakt zu einem Mann bisher nur die Pflege des Beinstumpfs ihres kriegsversehrten, mürrischen Vater verbuchen kann. Dieses bedauernswerte Aschenputtel, dem trotzdem deutlich anzumerken ist, dass es vom Leben mehr will als ein Butterbrot mit Fleischwurst, lernt im Hamburg der frühen Sechziger den Kleinganoven Hermann Wittorff kennen, entflammt in heißer Leidenschaft zu dem jovialen Draufgänger, raubt mit ihm 19 Banken aus, besticht durch schicke Kleidung und höfliches Auftreten und gibt ihm – schließlich verhaftet – noch im Gerichtssaal ein Eheversprechen. So geschehen Gisela Werler, geboren 1934 in Altona, gestorben 2003 in Hamburg, Deutschlands erster Bankräuberin!

Dass dieser Stoff jetzt tatsächlich ins Kino kommt, ist der Schauspielerin Nadeshda Brennicke zu verdanken. Sie hat, nachdem sie eine TV-Dokumentation über das nach der Haft 31 Jahre verheiratete Paar Werler und Wittorff sah, das Projekt „Banklady“ vorangetrieben. Natürlich um die Rolle der in den Sechzigern ungemein skandalösen Gisela Werler zu spielen, was sie anmutig, charaktervoll und mit der Wumme in der Hand macht. Sie und Charly Hübner in der Rolle des voluminösen, lauten, lebensfrohen Hermann Wittorff sind ein klasse Bonnie-und-Clyde-Paar. Auch Andreas Schmidt (Hilfsräuber) und Heinz Hoenig (Gendarm) machen ihre Sache ordentlich.

Das ist aber auch schon das einzig Positive, was sich über „Banklady“ sagen lässt. Ken Duken chargiert in der Rolle des ehrgeizig die Bankräuberin jagenden Kommissars Fischer absolut schaurig. Kameramann Ngo The Chau, sonst eigentlich ein Guter, taucht weite Strecken des Films in einen enervierenden gelbgrünstichigen Retrolook, nur noch getoppt vom dampfenden Maschinensetting in der zwanghaft auf pittoresk getrimmten Tapetenfabrik. Überhaupt setzt Regisseur Christian Alvart in seinem erklärtermaßen als Popcornkino angelegten Biopic mehr auf die Ausstattung oder Splitscreen-Gimmicks à la „Ocean’s Eleven“ denn auf sorgfältige Personenzeichnung oder geschliffene Dialoge. So wird „Banklady“ mehr und mehr zum Kostümfest, und die Verfolgungsjagden zwischen Bankräubern und Polizisten geraten zur Karawane stets blank polierter Oldtimer. So schrumpft das Leben einer aufmüpfigen Räuberin zur putzigen Käferparade.

In den Berliner Kinos: Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar Treptower Park, Cubix Alexanderplatz, Filmkunst 66, Kulturbrauerei, Colosseum

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