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Kultur: Geflügelt

Leben eines Abenteurers: der Dokumentarfilm „Von Werra“

Eine Zeitlang war er eine Art männliches Pin-up-Modell des Dritten Reichs – ein Draufgänger in Uniform, der für Zeitschriften mit einem Löwenbaby posierte. Franz von Werra galt als deutsches „Flieger-As“: An seinem besten Tag schoss der Jagdpilot acht feindliche Maschinen ab. Dabei war von Werra eigentlich Schweizer. Der Sohn verarmter Aristokraten wurde von einem deutschen Baron adoptiert. Mit 15 versuchte er, sich nach Amerika einzuschiffen. Aus britischer Kriegsgefangenschaft unternahm er mehrere Fluchtversuche, schließlich verlegte man ihn nach Kanada. Von Werra sprang aus dem Zug und gelangte über New York und Rio nach Deutschland. Kurz danach starb er bei einem Flugzeugabsturz.

1956 wurde seine Geschichte in England verfilmt, mit Hardy Krüger („Einer kam durch“). „Von Werra“ heißt nun ein Dokumentarfilm, der sich diesem kurzen abenteuerlichen Leben widmet. Der Züricher Regisseur Werner Schweizer hat Menschen aufgespürt, die den Titelhelden kannten, vor allem aber lässt er Hardy Krüger zu Wort kommen. Der Schauspieler erscheint als Darsteller des Fliegers, aber mehr noch als dessen Gegenexistenz. „Mit 15“, sagt er, „wäre ich gerne in der Schweiz gewesen.“ Stattdessen besuchte Krüger als NS-Eliteschüler eine „Ordensburg“, drehte den Ufa-Propagandafilm „Junge Adler“ und musste in den letzten Kriegstagen sogar noch gegen die Amerikaner kämpfen.

„Von Werra“ will mehr sein als nur ein Doppelporträt, doch verliert er sich in seinen essayistischen Ansätzen: übers Fliegen, Heroismus und die Mentalität von Bergbewohnern. (Eiszeit)

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