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Kultur: Geht dem Geld nach!

Eine

von Rüdiger Schaper

Follow the money. Der berühmte Satz von Deep Throat. Was sehen wir, wenn wir das hören? Eine Tiefgarage – und die lässiggespannten Gesichter von Robert Redford und Dustin Hoffman. Ein amerikanischer Mythos, eine Journalistenlegende. Geht dem Geld nach. Watergate: Viel Wasser ist seither den Potomac heruntergeflossen, und der V-Mann hat sich jüngst geoutet. Mark Felt, seinerzeit beim FBI eine große Nummer, war es, der die jungen Reporter von der Washington Post auf die Spur der kriminellen Wahlkämpfer brachte. Bis hoch zum Präsidenten. Nixon trat ab. Ein Sieg der Demokratie, ein Triumph der investigativen Presse. Beides gehört zusammen wie die Stars und Stripes.

Bob Woodward und Carl Bernstein hießen die Helden damals im wirklichen Leben. Sie sind noch immer aktiv, schreiben Bücher und gehören zum publizistischen Hochadel der USA. Und dank Hollywood werden sie dereinst in die ewigen journalistischen Jagdgründe eingehen, als – so der deutsche Titel – „Die Unbestechlichen“, die „All The President’s Men“ das Handwerk legten.

Follow the money: Die ehernen Worte könnte man jeder Redaktion über den Eingang meißeln. Nur: Mark Felt alias Deep Throat hat sie nie gesagt. Alles pure Fantasie. Der berühmteste Satz, der je in einem Film geraunt wurde, stammt von dem Drehbuchautor William Goldman. Der hat auch noch so schöne Filme wie „Marathon Man“ und „Butch Cassidy and The Sundance Kid“ geschrieben. Follow the Movies: Wieder mal ein Beweis dafür, dass das Böse existiert – und das Gute stets erfunden werden muss.

Das Goldman-Geheimnis hat jetzt Frank Rich enthüllt, ein Kolumnist der New York Times. Mit einer bitteren Pointe. Nixons Einbrecher waren, so Rich, Waisenknaben,verglichen mit den Verschleierungs- und Einschüchterungspraktiken der Bush-Administration. Reporter wie Woodward und Bernstein, ein Chefredakteur wie Ben Bradlee oder eine Washington-Post-Herausgeberin wie Katharine Graham würden sich heute drei Mal überlegen, ob sie sich mit dem Weißen Haus anlegen. Rich beklagt, dass niemand riskiert, eine Verbindung von Nixon zu Bush herzustellen: Damals, in den Siebzigerjahren, wurden die miesen Plots im Hinterzimmer ausgeheckt, während die „Bush-Regierung ihre Drecksarbeit in aller Öffentlichkeit verrichtet“. – Follow the money. Der Satz gilt. Egal, wer ihn erfunden hat. Egal, was im Busch ist.

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