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Kultur: Gelassenheit

Rundfunk-Sinfonieorchester mit Baudo im Berliner SchauspielhausVON JÖRG KÖNIGSDORFEs muß für die Berliner Konzertveranstalter deprimierend sein: Alle Werke, die auch nur minimal abseits des Tausendmalgehörten liegen, stoßen beim Publikum auf ehernes Desinteresse.Konnte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in seinem letzten Konzert Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" zweimal vor rappelvollem Saal spielen, wollte nur ein kümmerliches Häuflein Interessierter das französisch dominierte Programm im Schauspielhaus hören.

Rundfunk-Sinfonieorchester mit Baudo im Berliner SchauspielhausVON JÖRG KÖNIGSDORFEs muß für die Berliner Konzertveranstalter deprimierend sein: Alle Werke, die auch nur minimal abseits des Tausendmalgehörten liegen, stoßen beim Publikum auf ehernes Desinteresse.Konnte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in seinem letzten Konzert Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" zweimal vor rappelvollem Saal spielen, wollte nur ein kümmerliches Häuflein Interessierter das französisch dominierte Programm im Schauspielhaus hören.Und das, obwohl nicht einmal verschreckende Neutönerei geboten wurde, sondern zumindest mit Bizets C-Dur-Jugendsinfonie sonnige, ohrenschmeichlerische Unterhaltung.Das ganz nach dem klassischen Muster der ersten Beethoven-Sinfonien modellierte Werk geriet unter Serge Baudo zum interpretatorischen Höhepunkt des Konzertes, den unbeschwerten Tonfall und lockeren melodischen Fluß traf das Orchester recht gut, ohne daß Baudo versucht hätte, sich als eigenwilliger Interpret in den Vordergrund zu drängen.Gelassenheit als musikalische Grundhaltung bestimmte auch die Wiedergabe von Albert Roussels vierter Sinfonie.Dem klassizistisch orientierten Stück von 1934 hätte eine Schärfung seiner motorischen Grundenergien gutgetan, die großbesetzte Streichergruppe klang hier oft zu kompakt.Dennoch, immer wieder registriert man dankbar die Sorgfalt, mit der sich das Rundfunk-Sinfonieorchester als das beständigste unter den Berliner Orchestern auch solcher Randwerke annimmt.Allein die programmergänzenden Orchesterlieder von Hugo Wolf und Ferruccio Busoni wirkten da etwas desinteressiert, weder Baudo noch der Solist Eike Wilm Schulte verwandten sonderliche Energie auf das Hervorbringen romantischer oder theatralischer Stimmungswerte.So sehr man die Souveränität von Schultes gewichtigem Opernbariton schätzt, so sehr bedauert man andererseits, daß der Sänger sein volltönendes Forte nicht verlassen mag.Bleibt allein, dem RSB für sein nächstes, auch nicht gerade hitverdächtiges Penderecki-Liszt-Programm eine etwas ermutigendere Publikumsresonanz zu wünschen.

JÖRG KÖNIGSDORF

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