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Kultur: Geld ist auch ein Argument

Ernüchterung macht sich breit, wenn man deutsche Regisseure über Hollywood reden hört. Sie träumen nicht vom Glamourland.

Ernüchterung macht sich breit, wenn man deutsche Regisseure über Hollywood reden hört. Sie träumen nicht vom Glamourland. Nein, wenn Hollywood ruft, ist daran vor allem eines interessant: das Geld. „Wir werden in Deutschland einfach beschissen bezahlt“, sagt Oliver Hirschbiegel, Regisseur von „Der Untergang“. Zusammen mit Wolfgang Becker („Good Bye, Lenin!“) sitzt er auf dem Podium. Der Bundesverband Regie hat die beiden in den Meistersaal gebeten, um Auskunft zu geben darüber, was deutsche Filmemacher in die USA zieht. Denn nicht nur Hirschbiegel schneidet gerade einen Film, den er mit Nicole Kidman gedreht hat – ein Remake von „Invasion of the Body Snatchers“. Marco Kreutzpaintner arbeitet mit Kevin Kline. Mennan Yapo dreht mit Sandra Bullock. Deutsche Regisseure sind gefragt wie selten. Warum? Hirschbiegel glaubt, dass deutsche Regisseure handwerklich Weltniveau haben und sich in den USA wegen ihrer starken Amerikanisierung zudem leichter tun als andere.

Aber nicht jeder will dorthin. Becker zum Beispiel wurden aus Amerika vor allem Sequels angeboten: „Hotpants 6“ oder „Cheerleader 8“ sind, wie er sagt, „nicht die Art von Film, die ich machen will“. Und Los Angeles? Ach was! Becker winkt ab: „Ich steh’ auf Kriegsfuß mit dieser Stadt. Berlin hat eine viel höhere Lebensqualität.“ Wenn er in New York drehen könnte, ja, dann vielleicht. Andernfalls bleibt er lieber bei seinen deutschen Geschichten. Deshalb hat er sich erst gar keinen Agenten engagiert. Ohne Agenten kommt man aber nicht ran an die guten Drehbücher – sofern es die überhaupt gibt. Denn darüber sind sich beide einig: In Amerika mögen brillante Skripts in den Handschuhfächern der Taxifahrer schlummern, in Umlauf sind sie nicht.

Meistens ordern die Studios Fortsetzungen oder Remakes. Leicht verwundert erzählt Becker, dass sie in Hollywood sogar über eine amerikanische Version seiner Komödie „Good Bye, Lenin!“ nachgedacht hätten. Wie die aussehen könnte, darüber ist er sich zwar nicht im Klaren. Einen Vorschlag hat er immerhin: „Eine kalifornische Hausfrau geht ins Kino und sieht sich ,Conan, der Barbar’ an. Sie fällt ins Koma. Als sie wieder aufwacht, ist Schwarzenegger Gouverneur von Kalifornien.“ Eine Komödie? Eher ein Trauerspiel. juh

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