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Kultur: Gemüsepower

Xavier Naidoo und Kool Savas in der Zitadelle.

Der eine ist schlank, der andere eher korpulent, der Schlanke ist ein Soulsänger, der seine Stimme schön modulieren kann, der andere ein Rapper, bei dem es immer wie „isch“ klingt, wenn er „ich“ sagt. Aber eigentlich sind sich die beiden da vorne auf der Bühne der Zitadelle Spandau recht ähnlich. Beide tragen heute Mützen, wodurch schon optisch klar wird, dass Xavas, das Duo-Projekt, zu dem sich Sänger und Rapper zusammengetan haben, gar nicht die Fusion zweier völlig unterschiedlicher Welten ist. Xavier Naidoo ist schließlich auch nicht nur der christlich bewegte Schmusesänger, sondern einer, der mal eine Bewährungsstrafe wegen Drogenbesitzes und Fahren ohne Führerschein bekam. Und es war sein Song „Wo sind sie jetzt“ vom erfolgreichen Xavas-Album „Gespaltene Persönlichkeit“, dem Anzeigen wegen Volksverhetzung und des Aufrufs zur Körperverletzung folgten. Kool Savas wiederum ist nicht nur der Straßenrapper mit dem Hit „Lutsch mein Schwanz“, sondern auch bekennender Vegetarier, der sich schon öffentlich für Tierrechte stark gemacht hat. Naidoo verzichtet deshalb jetzt übrigens ebenfalls auf Fleisch.

Dass sich hier nicht nur zwei aufgrund strategischer Zielgruppenerweiterung zusammengetan haben, sondern weil einfach die Chemie stimmt und man vielleicht auch musikalisch mal etwas anderes machen kann, das merkt man dem Auftritt von Xavas an. Die Nummern werden mal vom einen, mal vom anderen anmoderiert. Man wirft sich dabei launig die Bälle zu. Savas nennt Naidoo den „King of Soul“, was dieser dankbar aufnimmt, um das Publikum einmal mehr daran zu erinnern, wie sein Partner so gerne unbescheiden genannt werden möchte, nämlich „King of Rap“.

In Wahrheit sind die beiden wohl weder König des Soul noch des Raps, aber der eine singt auch live ganz gut und mit der Naidoo-typischen Inbrunst und der andere rappt für deutsche Verhältnisse tatsächlich auf überdurchschnittlichem Niveau. Als das gemeinsame Xavas-Programm durch ist, werden noch ein paar der Gassenhauer aus den jeweiligen Solokarrieren zum Besten gegeben. Die Xavas-Stücke kommen gut an, die Solohits aber noch besser. Andreas Hartmann

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