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Kultur: Geplündert

Neue Untersuchungen zum NS-Raub in München

Die Rückübereignung der fünf Wiener Klimt-Gemälde hat dieser Tage die Problematik des NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes erneut in die Schlagzeilen gebracht. Der Alltag der Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels verläuft weniger spektakulär. Wichtig ist der Schritt von der Einzelfallbetrachtung zur Gesamtübersicht über die Enteignungskampagnen der Nazis. Die in Magdeburg ansässige „Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste“, gegründet bereits 1994 und seit 2001 vom Bund und allen Ländern getragen, fördert neben ihrem Tagesgeschäft der Auffindung geraubter Kulturgüter diese Überblicksforschung. Jetzt legt sie als dritten Band ihrer Schriftenreihe eine Sammlung von Aufsätzen vor, die aus dem Projekt „München arisiert“ hervorgegangen sind und die Praktiken in der „Hauptstadt der Bewegung“ beispielhaft beleuchten, an Hand von Namen wie Braun, Pringsheim oder Rothschild. Der Blick auf die Gesamtheit der „Arisierungen“ ist unabdingbar, um die isolierte Perspektive des vorrangig beachteten Kunstraubes aufzubrechen. Und so finden sich denn Beiträge zur Plünderung etwa von Bibliotheken, aber auch der Verdrängung der jüdischen Bürger aus dem Wirtschaft. Diesen Zusammenhang von „Besitz und Leben“, wie ihn der renommierte Historiker Gerald Feldman (Berkeley) in seinem Einleitungsaufsatz prägnant umreißt, gilt es stets im Auge zu behalten. München ist nur ein Beispiel. „Arisiert“ wurde im gesamten Reich. Gewusst und gesehen haben es alle Deutschen.

Koordinierungsstelle (Hrsg.): Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden. 400 S., 19,90 €. Bestellung per Fax unter 0391/567 3899

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