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Kultur: Gepunktet wie ein Vogelei

Wer hat die Löcher in den Käse gefressen? Vertiefungen, wie mit dem Finger gebohrt, Ausstülpungen wie gespitzte Lippen und glatte Löcher perforieren die Wände der Keramiken von Andreas Tesch.

Wer hat die Löcher in den Käse gefressen? Vertiefungen, wie mit dem Finger gebohrt, Ausstülpungen wie gespitzte Lippen und glatte Löcher perforieren die Wände der Keramiken von Andreas Tesch.Man denkt an kleine Krater, die Regentropfen in den Sand hauen, an Wurmgänge im Holz und an Raupen, die aus dem Apfel krabbeln.Bänder, die als Intarsie oder eingegrabene Linie über die Oberflächen der Ton-Objekte laufen, verstärken diese Assoziationen.Das könnten Landkarten von Ameisenstraßen sein.

Andreas Tesch kommt aus Australien.Sicher haben die Ornamente der Aborigines, die mit Punkten und labyrinthischen Linien ihre Traumreisen aufzeichnen, seinen Stil beeinflußt.In den Keramiken des seit vierzehn Jahren in Berlin lebenden Designers erhalten die Muster eine neue Funktion.Sie wandeln die Wände von geschlossenen Quadern in durchlässige Membranen.Erst durch die Löcher ahnt man, daß es sich bei den Blöcken um Hohlformen, Mutationen von Gefäßen handelt.

Neben den Blöcken und Säulentrommeln, die als Hocker zu besitzen sind (4800 DM bis 10 600 DM), zeigt die Galerie Ostowar vasen- und schalenähnliche Formen, die sich der Nutzung verweigern.Am eindringlichsten ist das Schweben zwischen funktionaler und autonomer Form in den doppelwandigen Schalen gelungen, die auf ihren kugeligen Bäuchen rollen.Gepunktet wie ein Vogelei oder schwarzglänzend wie ein antiker Bronzehelm, nimmt die gleiche Form einen völlig anderen Charakter an.

Manche Hocker wirken hart wie Porzellan, andere hingegen weich wie Butter.Viele der Skulpturen erstrahlen in einem knöchernen Weiß, für das Tesch Zink beimischte.Da sich diese obere Schicht beim Brennen stärker zusammenzieht als der restliche Ton, entstehen Risse, die an durstigen Wüstenboden erinnern.

Bisher hat sich Tesch, der seit 1997 an der Kunsthochschule Weißensee freie Keramik lehrt, mit Design beschäftigt.Die Skulpturen wollen diese Herkunft gar nicht leugnen.Verglichen mit seiner früheren Vorliebe für geometrische Muster wirken sie geradezu streng und reduziert.Das Bemühen aber, überflüssige Gestaltung von sich abzuschütteln, ist ihnen noch anzumerken. KBM

Galerie Ostowar, Apostel-Paulus-Straße 35, bis 18.Dezember; Dienstag bis Freitag 16-19 Uhr, Sonnabend 12-16 Uhr.

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