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Kultur: Geschlängelte Landschaft

Zum Auftakt des Ausstellungsjahrs zeigt die daad-Galerie einmal keine Arbeiten ihrer Berlin-Stipendiaten.In den letzten Jahren begann Friedrich Meschede, aktuelle Positionen zeitgenössischer Malerei vorzustellen.

Zum Auftakt des Ausstellungsjahrs zeigt die daad-Galerie einmal keine Arbeiten ihrer Berlin-Stipendiaten.In den letzten Jahren begann Friedrich Meschede, aktuelle Positionen zeitgenössischer Malerei vorzustellen.Die Reihe führt er nach Künstlern wie Bernhard Frize oder Maria Lassnig mit Albrecht Schnider fort.Der Schweizer zog vor sechs Monaten nach Berlin, zuvor lebte er in Bern, Rom und Brüssel.Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Solothurn, wo seine neuen Werke vor dem Jahreswechsel zu sehen waren.In Deutschland ist dies Schniders erste Einzelschau.Dennoch ist der Maler in Berlin kein Unbekannter.Er nahm an Gruppenausstellungen wie "Schönheit und Geheimnis der aktuellen Kunst" und "Landschaft mit dem Blick der 90er Jahre" im Haus am Waldsee teil.

Von verführerischer Delikatesse sind Schniders Bilder.Abstrakte Formen schlängeln sich durch weiße Leere und bilden auf großen Leinwänden schwebende Strukturen.Sie erscheinen wie aus Riesentuben gedrückte Pasten, die ausgeprochen plastisch wirken.Die Violett- und Rosatöne in Kombination mit Grau, Rot oder Nachtblau zeigen einen mattschimmernden, metallischen Glanz.Schnider erzielt den Effekt durch helle Glanzlichter und Lichtreflexen.Mit ihnen verleiht er seinen Formen ein röhrenartiges Aussehen.Die Malerei ist ungegenständlich, läßt aber vielfältige Assoziationen aus der Welt uns bekannter Dinge zu.Mal erinnern seine Formationen an aufgeblasene Plastikschläuche, mal an emporrankende Sprossen.Dann wieder erscheint ein Bild als vegetabiles Stilleben.Aus freien Pinselstrichen auf Skizzen entwickelt der Künstler das exakte Bildgerüst.Diese Vorzeichnung wird mit Schablone auf Leinwand übertragen.Schnider neutralisiert dabei jegliche Spur individueller Handschrift.Die genauen Konturlinien zeigen aus der Nähe scharfe Ecken und Kanten, als seien sie ausgefranst.Sie bringen Dynamik in die Glätte der artifiziellen Malerei.Neuerdings werden Schniders Formverläufe fragil.Sie beginnen sich aufzulösen.

Auch die Landschaften sind keine Landschaftsbilder im traditionellen Sinn.Kleine Formate zeigen streng stilisierte Farbfelder.Aus geschwungenen Flächen baut der Maler Panoramasichten grüner Hügel am fernen Horizont.Schnider malt dennoch keine Ansichten seiner Schweizer Heimat.Sein Motiv ist die Erinnerung an Landschaften: "Im Grunde kreise ich Gedanken an Bilder ein, die den Betrachter an Landschaften erinnern." Schniders Bilder sind reine Malerei."Mich interessiert der Punkt, wo sich die Frage nach Sinn, Inhalt und die Frage nach Sinnleere, Inhaltslosigkeit die Waage hält." Seine Bilder sind Feldversuche zu Fragen nach der sinnstiftenden Funktion von Malerei - die Antwort bleibt offen.

Daadgalerie, Kurfürstenstr.58.Eröffnung heute 19 Uhr.Bis 14.Februar, täglich 12.30-19 Uhr.Katalog 25 DM.

ELFI KREIS

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