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Kultur: "Geschmeido": Und einer allein

"Geschmeido" - das Wort geht nur schwer über die Lippen, ist einem beim Aussprechen fast peinlich: "Kennst du schon die neue Platte von Geschmeido?" So traut sich eigentlich nur zu fragen, wer sicher ist, dass der Angesprochene die so benannte Gruppe kennt und für cool hält.

"Geschmeido" - das Wort geht nur schwer über die Lippen, ist einem beim Aussprechen fast peinlich: "Kennst du schon die neue Platte von Geschmeido?" So traut sich eigentlich nur zu fragen, wer sicher ist, dass der Angesprochene die so benannte Gruppe kennt und für cool hält. Das werden seit der jüngsten Veröffentlichung "Same Same" allerdings immer mehr. Denn der Bandname ist im Grunde das einzig Negative, dass sich über die vier Freiburger berichten lässt. Der klassischen Formation mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und deutschen Texten gelingt das Kunststück, Pop zu machen, ohne wirklich nach Pop zu klingen. Aber alles andere ist es auch nicht: Zwar werden zur Beschreibung ihres Sounds gerne Steely Dan und Serge Gainsbourg herangezogen, aber das hilft dem musikalischen Schubladensucher nicht viel weiter. Denn deren Charme liegt gerade darin, dass sie sich stilistischen Einordnungen entziehen. Ein Gainsbourg-Cover gab es auch bei ihrem Auftritt im Bastard zu hören. Andererseits ist der Sound kompakter und weniger experimentierfreudig als bei dem genialen Chansonier. In ihrer Geschlossenheit und Unaufdringlichkeit erinnern sie auch an die britischen Gitarrenpopformationen der achtziger Jahre. Durch den Verzicht auf Noise-Elemente werden die einzelnen Töne, die den Gitarren entlockt werden, wieder hörbar, aber melodiebetont sind die Songs dadurch auch nicht. Die Zurückhaltung, die für "Geschmeido" prägend ist, wird an allen Fronten gewahrt. Auch in der Performance. Die vier Badener wirken wie chronische Hände-in-die-Hosentaschen-Stecker. Dabei war es ein besonderer Abend: "Wir feiern heute das Ende unserer Tour und sind sehr ausgelassen", wurde von der Bühne verkündet. Der ausgelassene Badener wahrt eben die Contenance.

Nicholas Körber

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