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Kultur: Gesicht zeigen!

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf freut sich über die Opernrettung Na, das ist ja gerade nochmal gut gegangen. 25 Mille vom Bund für die drei Opern, das bedeutet, dass die geliebten drei alten Schachteln erstmal weitermachen können.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf freut sich

über die Opernrettung

Na, das ist ja gerade nochmal gut gegangen. 25 Mille vom Bund für die drei Opern, das bedeutet, dass die geliebten drei alten Schachteln erstmal weitermachen können. Auch wenn bis jetzt noch keiner weiß, wie die ramponierte Staatsoper wieder flott gemacht werden soll. Aber vielleicht sorgt Onkel Schily („Die Staatsoper ist ein Juwel“) ja doch dafür, dass der verkratzte Edelstein wieder blank poliert wird und schafft zur Finanzierung der Renovierung ein paar Polizeipferde ab. Schade ist dabei nur der Zeitpunkt der dramatischen Opernrettungsaktion. Man darf nämlich davon ausgehen, dass der ganze Wirbel und die Leidenschaft, die selbst höchste Volksvertreter in die Sache investiert haben, viele ansonsten Opernunkundige erst richtig neugierig gemacht haben, was denn wohl so spannend daran ist, dass dicke Frauen auf einer Bühne erst stundenlang in den höchsten Tönen jammern, um dann entseelt zu Boden zu sinken. Doch viel Gelegenheit, das Faszinosum im Selbsttest zu erkunden, gibt es erst einmal nicht mehr: Die Staatsoper lässt ihren Juwelenglanz momentan in Madrid funkeln, und auch bei der Konkurrenz herrscht Endspielzeitstimmung. An der Deutschen Oper kann man heute mit Amilcare Ponchiellis „La Gioconda“ einen Blick ins Opernmuseum tun: Die schon reichlich verblichenen Dekorationen der Jahrhundertwende stören bei dem Reißer von anno dazumal wenig – hier geht es nicht um psychologische Glaubwürdigkeit, sondern um Opulenz und schöne Melodien. Wer modernes Musiktheater will, ist ohnehin an der Komischen Oper besser aufgehoben und dort momentan am besten in Barrie Koskys vitaler Inszenierung von György Ligetis Operngroteske „Le Grand Macabre“ (noch heute und am 13. Juli). Dass beide Aufführungen am selben Tag laufen, betont natürlich das unterschiedliche Profil besonders deutlich: An der Deutschen Oper spielen die hohen Cs der Stars die erste Rolle, an der Komischen die sängerdarstellerische Präsenz. Und wenn beide so weitermachen, gibt es daran auch gar nichts zu meckern.

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