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GESPRÄCH MIT DREHBUCHAUTORIN DIABLO CODY: "Ich hatte verrückt viel Glück“

Eine Karriere wie aus dem Drehbuch: Erst jobben Sie als Stripperin und berichten darüber im Internet-Blog, ein Produzent liest das, und schon schlägt er Ihnen vor, ein Drehbuch zu schreiben.Was die Geschichte so fantastisch macht, ist nicht so sehr die Strippersache, sondern, dass „Juno“ mein erstes Drehbuch ist.

Eine Karriere wie aus dem Drehbuch: Erst jobben Sie als Stripperin und berichten darüber im Internet-Blog, ein Produzent liest das, und schon schlägt er Ihnen vor, ein Drehbuch zu schreiben.

Was die Geschichte so fantastisch macht, ist nicht so sehr die Strippersache, sondern, dass „Juno“ mein erstes Drehbuch ist. Ich hatte verrückt viel Glück. Meist kriegt man ja sein erstes Drehbuch überhaupt nicht los. Und dass es von Jason Reitman mit jemand wie Ellen Page verfilmt wurde, war kaum zu fassen. Und dann die Oscars: Das alles bekommt mein Verstand noch immer nicht so recht in den Griff.

Mit der Geschichte von einer 16-jährigen Schwangeren hatten Sie eine immerhin eine höchst originelle Ausgangsidee.

Ich wünschte, ich könnte sagen: Ich war selber schwanger mit 16. Oder: Mir sind die steigenden Geburtenraten unter Minderjährigen aufgefallen. Aber so war es nicht. Ich hatte nur jemanden wie Juno im Kopf und ein Paar, das ein Kind adoptieren möchte. Darin habe ich einen Film gesehen und ihn dann geschrieben, ganz ohne Druck, weitab von Hollywood.

Woher wussten Sie, wie man ein Drehbuch schreibt?

Jeder kann Drehbücher schreiben – wer genug Filme gesehen hat, fühlt, wie Erzählstrukturen funktionieren. Jedes Kind kann dir eine Geschichte erzählen, die einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Die Arbeit an dem Buch „Candy Girl“ über meine Erfahrungen als Stripperin war viel komplizierter: Das war ganz meins. Ein Drehbuch wird von anderen zum Leben erweckt.

Haben Sie von Hollywood geträumt?

Ich war nie sehr ehrgeizig. Ich dachte immer, solange ich heute Spaß habe, ist das Leben in Ordnung. Warum ich tue, was ich tue, weiß ich eigentlich nie.

Wie hat man in Hollywood auf Ihre Vergangenheit als Stripperin reagiert?

Hollywood ist sehr liberal, da hält man das für unterhaltsam. Mein Ruf half mir: Alle dachten, ich bin besonders taff. Witzig, denn taff bin ich gar nicht.

Die christlichen Konservativen in Amerika lieben „Juno“, weil sich ein Teenager gegen die Abtreibung entscheidet.

Nach meinem Buch über meine Striptease-Erfahrungen waren sie entsetzt, jetzt lieben sie mich. Dabei ist mein Film gar nicht politisch, auch bin ich weder für noch gegen Abtreibung. Auf die Mails von diesen Leuten habe ich geantwortet: Ich bin für das Recht der Frauen, sich frei zu entscheiden. Lasst mich in Ruhe!

Sie thematisieren Sex und Schwangerschaft in Ihrem Film sehr unverkrampft. Wenn man an Bushs jüngste Kampagne für sexuelle Enthaltsamkeit denkt …

…was Bush angeht, überrascht mich gar nichts mehr. Ich würde mich nicht wundern, wenn ich eines Tages aufwache, und es gibt plötzlich eine Diktatur.

Interview: Ralf Krämer

DIABLO CODY (29) jobbte als Stripperin, schrieb darüber im Blog „Pussy Ranch“ und das Buch „Candy Girl“. Für ihr DrehbuchDebüt zu „Juno“ gewann sie den Oscar.

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