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Kultur: "Get Carter": Der heißkalte Engel

Es regnet in Seattle, und durch die dicken Wolken dringt ein grau-blaues Licht, das seinen Namen kaum verdient: ein unwirtlicher Ort, besonders wenn man aus Las Vegas kommt wie Jack Carter, und erst recht, wenn man den Zweck seiner Reise bedenkt - die Beerdigung seines Bruders. Jack Carter, der schon lange und erfolgreich als Schuldeneintreiber für die Casino-Mafia arbeitet, hat seinen Bruder und dessen Familie seit Jahren nicht gesehen, und nun ist Richie bei einem Autounfall gestorben und hinterlässt eine Frau und eine Tochter.

Es regnet in Seattle, und durch die dicken Wolken dringt ein grau-blaues Licht, das seinen Namen kaum verdient: ein unwirtlicher Ort, besonders wenn man aus Las Vegas kommt wie Jack Carter, und erst recht, wenn man den Zweck seiner Reise bedenkt - die Beerdigung seines Bruders. Jack Carter, der schon lange und erfolgreich als Schuldeneintreiber für die Casino-Mafia arbeitet, hat seinen Bruder und dessen Familie seit Jahren nicht gesehen, und nun ist Richie bei einem Autounfall gestorben und hinterlässt eine Frau und eine Tochter. Die sind jedoch nicht erfreut über Jack Carter Besuch: "Du machst nichts heil, sondern alles kaputt", faucht ihn seine Schwägerin Gloria an. In Carter wächst der Verdacht, dass Richie ermordet wurde. Seine Heimkehr wird zum Feldzug. Als Kampfmaschine bahnt sich Carter seinen Weg durch den nächtlichen Regen, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Maßanzüge Flecken kriegen, nicht nur vom Wasser natürlich. Grafik: Kino-Charts Sylvester Stallone spielt Jack Carter, wie immer mit verächtlich verzogenem Mund, blutunterlaufenen Augen und hohem physischem Einsatz. Dass er trotzdem ein eitler Mann ist, zeigen kleine Gesten - wenn er vor dem Spiegel den Sitz der Manschettenknöpfe mit Monogramm überprüft oder sein Jackett nach den Kampfhandlungen ordentlich zuknöpft. Er scheint keine Furcht zu kennen, zumindest nicht ums eigene Leben. Im Lauf des Films stellt sich heraus, dass er noch eine weichere Seite hat, und die steht ihm nicht nur gut, er kann sie auch überzeugend darstellen. So kann man ein winziges Zucken der Unsicherheit in seinem Gesicht wahrnehmen, als Nichte Doreen ihm gesteht, sie habe ihn sich immer als jemanden vorgestellt, der ein bisschen komisch ist. "Sind wir doch alle", antwortet Carter, "es sind die Normalen, vor denen man sich hüten muss."

Stallones stoische Darstellung hat nichts mit der nervösen, manischen Kraft von Michael Caine zu tun, der die Rolle 1971 in Mike Hodges britischen Neo-Noir-Klassiker spielte. Im Remake verkörpert Caine nun den Paten der Halbwelt Seattles. Und in den allzeit finsteren Straßenschluchten Seattles bewegt er sich nun ebenso elegant wie vor dreißig Jahren in den heruntergekommenen Arbeitervierteln von Newcastle. Genau wie Caine damals ist nun Stallone ein skrupelloser Killer, den der Zuschauer wider Willen ins Herz schließt. Und Stallone, der in manchen Momenten wie ein großer, trauriger Teddybär wirkt, macht seine Sache gar nicht schlecht.

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