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Kultur: Geteilte Freude

Kunst zum Verschenken: Jahresgaben, Grafikmappen, Foto-Editionen. Ein Wegweiser

Wer zeitgenössische Kunstwerke auf den Gabentisch legen will, der hat die Qual der Wahl. Denn keine Woche vergeht, ohne dass die Neugründung einer Galerie angekündigt oder auf eine Kunstmesse eingeladen wird. Neben den Auktionshäusern bessern zahlreiche Institutionen und Vereine mit dem Verkauf von Kunst das eigene Budget auf – von den Hamburger Deichtorhallen und dem Frankfurter Kunstverein bis hin zu Unicef. Dazu kommen traditionell in der Vorweihnachtszeit die Jahresgaben, die Kunstvereine ihren Mitgliedern anbieten. Gerade hier können sich Einsteiger die Vorauswahl zu Nutze machen. Das reizt umso mehr, wenn man nicht allein dem Zauber des Originals erliegt, sondern ebenso Auflagenobjekte zu schätzen weiß.

Noch bis zum 9. Januar sind im Hamburger Kunstverein sehr sehenswerte Jahresgaben ausgestellt, darunter Fotografien von Jonathan Monk (o. T., Aufl. 10, 800 Euro) oder ein C-Print des 1979 geborenen jungen Hamburgers David Lieske (Aufl. 6, 380 Euro), der spätestens seit der letzten Art Cologne als Newcomer gehandelt wird. Neben den Kunstvereinen in München, Düsseldorf, Stuttgart und Kiel lohnt sich der Blick besonders auf den Kunstverein Braunschweig, wo Direktorin Karola Grässlin Werke von 48 Künstlern anbietet. Von einem fast 1,80 hohen Filzpilz von Cosima von Bonin (15000 Euro) bis zum handgestrickten Schal von Iris Schneider (80 Euro) kommt hier jeder auf seine Kosten (Ausstellung bis 13. Februar 2005).

Aus der Reihe der Solidaritätsbekundungen sticht die „Edition Dresden“ qualitativ heraus. Die Mappe, deren Erlös ausschließlich für den Ankauf von Werken zeitgenössischer Kunst für die Sammlung der Städtischen Galerie Dresden verwendet wird, bietet auf einen Schlag zehn erstklassige Grafiken und Fotos, unter anderem von Franz Ackermann, Eberhard Havekost, Sabine Hornig, Olaf Nicolai, Frank Nitsche, Manfred Pernice und Thomas Scheibitz. Zudem erhält der Käufer eine Holzschatulle, die von den Deutschen Werkstätten gefertigt wurde. Und der Preis von 3424 Euro ist bei einer Auflage von 50 (davon 13 Belegexemplare) nur auf den ersten Blick hoch – schließlich kann diese sehr schöne Edition den Grundstock für eine Sammlung bilden oder die Lösung für gleich zehn Geschenkefragen sein (Informationen Städtische Galerie Dresden, Tel.: 0351-65648638).

Liebhaber exquisiter Fotografie werden dagegen bei Lumas in Berlin fündig. Der im November eröffnete 350 Quadratmeter große Showroom am Hackeschen Markt hat ein intelligentes Verkaufskonzept: Im Angebot sind bisher 400 signierte Motive von 50 Künstlern, die in höherer Auflage als üblich angeboten werden. Und wen es nicht stört, sich ein Motiv mit 75 bis 150 anderen Kunstliebhabern zu teilen, wird mit Preisen ab 60 Euro belohnt. Lumas bietet zudem mit kostengünstigen Bilderrahmen, variablen Größen und schönen Geschenkkartons sozusagen das Kunst-to-go-Prinzip an. Wobei der günstige Preis nicht alles ist. Zwei Jahre bereiteten Stefanie Harig und Marc Ullrich ihren Auftritt vor, besuchten Messen und knüpften Kontakte mit Fotokuratoren oder -professoren, um erstklassige Künstler für ihre Idee zu gewinnen. Zudem arbeiten sie mit hervorragender Technik und bestem Fotopapier, um Haltbarkeit zu garantieren. Neben Motiven bekannter Namen wie Candida Höfer (Aufl. 99, 600 Euro) oder Boris Becker (Aufl. 75, 290 Euro) finden sich Werke von Studenten aus der Klasse von Thomas Ruff.

Bei Niels Borch Jensen wird die Edition dagegen zur eigenen Kunstform erhoben . Seit 1979 besteht die „Værksted for Koppertryk“ in Kopenhagen, die inzwischen weltweit zu den besten Adressen gehört. 1999 kamen Berliner Ausstellungsräume dazu. Der dänische Druckmeister lädt gezielt Künstler ein, in der Werkstatt zu arbeiten, wo kleine Auflagen entstehen. Die Zusammenarbeit mit Jensen sei, als würde man mit einem guten Tänzer übers Parkett schweben, erzählt der Maler Anton Henning. Die schwungvollen Ergebnisse sind in den Kreuzberger Galerieräumen noch bis zum 28. Januar zu sehen (Naunynstraße 38, 750 -1300 Euro). Editionen sind das beste Beispiel dafür, wie geteilte Freude zur vielfachen Freude werden kann.

Franz Ackermann hat für sein „Kleines Zentrum“ mit verschiedenen Drucktechniken experimentiert (Radierung, Aquatinta, Stichätzung etc.). Die Arbeit gehört zur zehnteiligen Mappe „Edition Dresden“.

Das Foto „Weiss“ von Billy & Hess hat eine Auflage von 100 und kostet bei Lumas je nach Größe zwischen 80 und 190 Euro (www.lumas.de).

Katrin Wittneven

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