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Kultur: Gewagt

Es zeugt von einer gesunden Portion Selbstvertrauen, Courage und Können, wenn sich ein junges Orchester im großen Saal der Philharmonie mit einer Mahler-Sinfonie hervorwagt.Die Junge Sinfonie Berlin (das frühere Reinickendorfer Jugendsinfonieorchester) hatte freilich schon im vorigen Jahr eine hochachtbare Aufführung der "Achten" von Schostakowitsch präsentiert, so daß dieses waghalsige Mahler-Unternehmen nicht einmal allzusehr in Erstaunen setzte.

Es zeugt von einer gesunden Portion Selbstvertrauen, Courage und Können, wenn sich ein junges Orchester im großen Saal der Philharmonie mit einer Mahler-Sinfonie hervorwagt.Die Junge Sinfonie Berlin (das frühere Reinickendorfer Jugendsinfonieorchester) hatte freilich schon im vorigen Jahr eine hochachtbare Aufführung der "Achten" von Schostakowitsch präsentiert, so daß dieses waghalsige Mahler-Unternehmen nicht einmal allzusehr in Erstaunen setzte.Und so lieferte sie in der Tat unter dem wieder ebenso intelligent, geschmeidig wie unerbittlich streng dirigierenden Marc Piollet eine nicht minder respektgebietende Interpretation von Mahlers 5.Sinfonie in cis-Moll ab.Der jugendliche Sturm- und Drang-Stil, die geradezu aufrührerische Wildheit und überrumpelnde Steigerungskraft in den Ecksätzen schlugen ein.Und wie zündete das kräftige Klangfeuerwerk im Finale! Eindruck machten dabei nicht zuletzt der Schneid und die Strahlkraft des Solotrompeters sowie die beherzte Bravour des Solohornisten.Weniger Spuren hinterließ dagegen zu Beginn der noch etwas unkonzentriert und konturenlos gespielte Trauermarsch, dem der tragische Zuschnitt, auch die Tiefenschärfe fehlten.Die noch etwas spröden Streicher waren, man konnte es förmlich sehen, eisern durchtrainiert.Und das kam dem Ganzen zugute.Doch vermißte man beim berühmten Adagietto schon ein wenig den singenden beziehungsweise sinnenhaft zart dahinschwebenden Streicherklang.Zu kurz kam dagegen nicht die Franz-Schubert-Nähe dieser Mahler-Sinfonie.Die österreichischen Folkloreanklänge, die einschmeichelnden Tanzweisen kamen schön nuanciert herüber.Einiges davon klang auch bereits in den beziehungsreich gewählten Sieben frühen Liedern von Alban Berg an, die zu Beginn zur Aufführung gelangten.Die junge niederländische Sopranistin Anja Vincken erfaßte die nachromantisch schimmernde Naturpoesie Bergs, das atmosphärisch reiche Espressivo nachtwandlerisch sicher und erfreute obendrein mit reizvoller stimmlicher Sonorität und delikater Deklamation.Danach brach schon der erste Begeisterungssturm des jungen Publikums für die Junge Sinfonie Berlin und ihre Solistin los.

ECKART SCHWINGER

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