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Kultur: Glanz & Blüte

Berliner Philharmoniker unter Christian Thielemann.

Natürlich ist es ein Triumph: Christian Thielemann dirigiert die Berliner Philharmoniker mit Bruckners „romantischer“ Symphonie. Das flirrende Nichts der Streicher, mit dem sie anhebt, der fabelhafte Stefan Dohr am Horn, der in dieses Nichts die erste, unaussprechlich sehnsüchtige Quinte schlägt. Das Grätschen der Brucknerschen Zweier-Dreier- Schritte. Der scharfe, geradezu brutale Aufruhr im ersten Satz, über den Thielemann noch Milde legt: eine schwindelig machende Mischung. Die eigenartige Intensität des Bratschengesanges im Andante quasi Allegretto, immer neu ansetzend, immer Neues sagend.

Die Philharmoniker spielen im Zenit ihrer Möglichkeiten; als die letzten Akkordzüge in den Boden gerammt sind, herrscht Stille im Haus. Fast vergessen da, wie nonchalant Albrecht Mayer zuvor Strauss’ Oboenkonzert beendet hatte. Kaum war der erste Applaus-Vorhang gezogen, stellte sich Mayer bereits für die Zugabe einer Bach-Sinfonia auf. Womit er sich selbst und Bach keinen Gefallen tat. Ob die filigrane Solopartie des Strauss-Konzerts ihn um die Publikumsgunst fürchten ließ? Immerhin muss man sich dort erst durch einen Sandkuchen aus beiläufig hingeworfenen Sechzehntelketten essen, bevor es zu Glanz und Blüte kommt. Und über dem Ende ohne apotheotischen Klimmzug, die Fünftonleiter zum Schluss könnte man fast vergessen, dass Mayer selbst einem so einfachen Motiv wie „Drei Gleiche Töne“ Zauber geben kann. Ein schiefer Abend also, gleichwohl mit großer Bannkraft. Christiane Tewinkel

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