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Guten Tag! Hier spricht der Papst.

© Reuters

Gespräch mit Astronauten: Benedikt XVI. telefoniert als erster Papst ins All

Benedikt XVI. hat am Samstag als erster Papst mit Astronauten im All gesprochen. Dabei ging es um die Probleme des Planeten Erde, aber auch um Spielereien mit der Schwerelosigkeit.

Gespräch zwischen Himmel und Erde: 20 freundschaftlich-herzliche Minuten lang hat Benedikt XVI. am Samstag als erster Papst mit Astronauten im All Kontakt aufgenommen. Aus der Foconi-Bibliothek im Vatikan wurde der deutsche Pontifex in Ton und Bild live geschaltet mit der Weltraumstation ISS. „Ich bin sehr glücklich für diese außerordentliche Gelegenheit, mit Euch zu sprechen“, begrüßte Benedikt sichtlich interessiert und erfreut die auf einem Fernsehschirm vor ihm zusammengedrängten Raumfahrer.

„Willkommen an Bord, Eure Heiligkeit“, grüßte die sechsköpfige Crew der ISS und die sechs Astronauten der US-Raumfähre „Endeavour“ den Papst zurück. Die „Endeavour“ hatte auf ihrem letzten Flug erst am Mittwoch an der ISS angedockt. Eine kleine Begrüßungsrede ließ der Pontifex sich dann nicht nehmen, die er jedoch mit einem Augenzwinkern beendete: „Dies ist ein Gespräch, deswegen kann ich hier nicht als einziger reden“. Im Übrigen sei er „sehr neugierig“ darauf, die Erfahrungen und Gedanken der Weltraum-Mannschaft zu hören.

„Euch, die ihr unseren Planeten von weitem überfliegt, muss es klar sein, dass wir alle zusammenleben, und wie absurd jeder Krieg ist“, sagte Benedikt im Laufe des zum größten Teil auf Englisch geführten Gesprächs. Daraus ergebe sich die Frage, wie die Raumfahrt zum Frieden auf Erden beitragen könne. „Die Menschen kämpfen für viele Dinge, doch meistens um Ressourcen“, antwortete der Kommandant der „Endeavour“, Mark Kelly. „Uns gibt die Technik und das Wissen, das wir in der Raumstation aufwenden, um etwa Solarenergie-Kapazität zu entwickeln, fast unbegrenzt Energie“. Wenn diese Technologien auch auf der Erde mehr angewendet würden, „könnten wir die Gewalt wahrscheinlich verringern“.

Die erste seiner fünf Fragen hatte das 84-jährige Kirchenoberhaupt persönlich an den Kommandanten des Space-Shuttle gerichtet und sich nach dem Befinden seiner Frau Gabrielle Giffords erkundigt. Die US-Politikerin war Anfang des Jahres in Tucson im US-Bundesstaat Arizona von einem Attentäter aus nächster Nähe in den Kopf geschossen worden und hatte nur knapp überlebt. Kommandant Kelly bedankte sich ausführlich für die Frage und sagte etwas ausweichend, es gehe ihr besser.

Auch auf mögliche Erkenntnisse der Raumfahrt für die Umweltprobleme und die Zukunft des sogenannten „blauen Planeten“ sprach der Pontifex die Zwölf im Weltraum an. Doch neben solchem ernsten Gesprächsstoff durften heitere Momente nicht fehlen. Zum großen Amüsement des Papstes ließ der italienische Oberst Roberto Vittori eine Silbermedaille, die er als Geschenk des Papstes mitgebracht hatte, durch die Raumstation gleiten, „um die Schwerelosigkeit vorzuführen“. Vittori hatte die ISS erst mit der US-Raumfähre „Endeavour“ erreicht.

An der Seite des Papstes während des historischen Gesprächs zwischen Himmel und Heiligem Stuhl war neben dem Direktor der italienischen Weltraumagentur, Enrico Saggese, und dem General der italienischen Luftwaffe, Giuseppe Bernardis auch der deutsche Ex-Astronaut Thomas Reiter. Reiter (52), war 2006 als erster Europäer zu einer ISS-Langzeitmission aufgebrochen.

„Ich danke Euch wärmstens für diese wundervolle Gelegenheit“, verabschiedete sich Benedikt. „Ihr habt mir und vielen anderen Menschen geholfen, zusammen über wichtige Dinge nachzudenken, die die Zukunft der Menschheit betreffen“, winkte er den Astronauten noch einmal zu und segnete ihre Mission. Das Ereignis wurde von dem TV-Sender der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und auf ihrer Webseite live übertragen. Zuvor hatten die Astronauten der „Endeavour“ einen Riss im Hitzeschild am Shuttle-Bauch inspiziert. Die US-Weltraumbehörde Nasa hatte jedoch bereits klargemacht, dass sie keine alarmierenden Ergebnisse erwarte. (dpa)

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