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Global gute Vorsätze 2010: Cui Bono?

Jan Oberländer über den Weltrettungsplan von U2-Sänger Bono.

Wem nützt’s? Na, allen natürlich! Der irische Rockonkel und Menschheitsrettungsspezialist mit dem guten lateinischen Namen hat zum Jahresbeginn in der „New York Times“ zehn Ideen aufgelistet, die er für geeignet hält, die Welt zu verbessern. Global gute Vorsätze quasi.

Bono schlägt beispielsweise vor, das Auto wieder zum „Sexobjekt“ zu machen. Natürlich ist das nur ein Sprachbild, mit dem Bono sagen will: Wenn Pkw super aussehen, werden sie auch gekauft. „Stilfaschisten“ wie Steve Jobs oder Jeff Coons sollen der von gestalterischer Demokratie gebeutelten Industrie aus der Krise helfen. Darüber hinaus sollen die Designerwagen von morgen nicht nur geiler, sondern obendrein auch grüner werden. Weniger Abgase, bessere Technik, schicke Karosserie – Bono hat hier nicht weniger als eine Revolution im Sinn. Solche Pläne kennt jeder von sich selbst, vor allem an Silvester: keine Zigaretten mehr, drei Mal pro Woche ins Fitnessstudio, endlich mal den Kommentarband zum „Zauberberg“ durcharbeiten. Klingt einfach immer wieder gut. Zumal man – im Gegensatz zu Bono – hier sogar persönlich Einfluss nehmen kann.

Aber es liegt ja noch mehr im Argen. Im politischen Bereich ist Bono froher Hoffnung. In vielen Entwicklungsländern beginne die Machtpyramide bereits sich umzukehren. Weiter so, sagt Bono: „Wir sind das Volk“ statt Schurkenstaat, Graswurzel-Aktivisten statt Unrechtsregimes. Und wenn es dann demnächst vielleicht mal einen Durchbruch im Nahost-Friedensprozess gibt, sollte man dringend ein Kunstfestival veranstalten, das „die Ursprünge der drei abrahamischen Religionen“ feiert. Na dann. Neues Jahr, neues Glück.

Bono will nun aber nicht nur die Welt und GM, sondern auch die Filmindustrie retten. Wem nützt’s? Letztlich Bono. Der wird richtig dramatisch: „Caution!“, schreibt er (was so viel heißt wie „Achtung, Baby!“) – die mächtigen Kinomogule sollten endlich anfangen, knallhart gegen Internet-Raubkopierer vorzugehen, weil ihnen sonst ein ähnliches Schicksal drohe wie den Zeitungen und den Plattenfirmen. Die Künstler dagegen, allen voran die armen Jungtalente, müssten leiden. Auch, weil sie mit ihren Konzerten nicht so viel Geld machen wie Bono und Kollegen. Seine Band U2 nahm auf ihrer Nordamerikatour 2009 stolze 123 Millionen Dollar ein.

Offenbar kann Bono eben nur groß und global. Und ist, wenn es um sein eigenes Business geht, blind für die eigenen Argumente. Im Musikgeschäft, im Film- und Verlagsgeschäft diktiert der Kunde den Markt. Stichwort Pyramide. Darauf müssen sich die Firmen einstellen – und auf ein kluges Publikum hoffen. Schließlich kann jeder Einzelne seinen Beitrag leisten. Der britische Verein „We are what we do“ gibt seit Jahren unermüdlich Ratschläge, wie sich „einfach die Welt verändern“ lässt: Beim Zähneputzen das Wasser abstellen. Brillen und Handys recyclen. Papier beidseitig verwenden – oder zum Schutz und Nutzen der Bäume gar nicht erst vollschreiben.

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