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GLOBALISTA-POPManu Chao: Den Graswurzeln treu bleiben

Zum Glück gab es ihn schon. Sonst hätten sich die Globalisierungsgegner ihren musikalischen Helden womöglich erfinden müssen.

Zum Glück gab es ihn schon. Sonst hätten sich die Globalisierungsgegner ihren musikalischen Helden womöglich erfinden müssen. So aber kann man getrost auf „Attac sucht den Superstar“ verzichten: Manu Chao ist perfekt in der Rolle des alle ideologischen Gräben überwindenden Sympathieträgers der linken Bewegung. Chao, 1961 in Paris als Sohn einer baskischen Mutter und eines galizischen Vaters geboren, hat sich ab 1987 als Sänger der experimentierfreudigen Punks Mano Negra profiliert, ehe er Ende der Neunziger mit seinem ersten Soloalbum „Clandestino“ und dem darauf enthaltenen Welthit „Bongo Bong“ zur Galionsfigur des Globalista-Pop aufstieg.

Sein optimistisch groovender, zwischen der Karibik, Afrika, Südeuropa, Lateinamerika und dem Rest der Welt vagabundierender Patchwork-Sound birgt ein ähnlich universelles Identifikationspotenzial wie Bob Marleys Reggae-Hymnen in den Siebzigern. Zugleich bringt Manu Chao mit seinen multilingualen Texten die englischsprachige Pop-Hegemonie ins Wanken. Den Tenor seines antikapitalistischen Esperantos verstehen auch diejenigen, die die Worte nicht übersetzen können. Ehrensache, dass einer wie er keinen hedonistischen Popstar-Lebensentwurf verfolgt, sondern mit seinem Einfluss graswurzelige Projekte in aller Welt unterstützt – allerdings ohne gleich wie Bono oder Bob nach dem Friedensnobelpreis zu streben. Mit „La Radiolina“ hat Manu Chao eine neue Platte vorgelegt, die seinem Werk zwar kaum neue Facetten hinzufügt, auf der er aber wie kein Zweiter sonnige Klänge mit nachdenklich-aufrüttelnden Versen verbindet. Gut, dass es ihn gibt. Jörg Wunder

Arena Berlin, Sa 27.10., 20 Uhr, VVK: 26,50 €

Jörg W, er

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