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Geboren, um Gesang zu geben: Mit leicht abgewandelten Texten von Roland Kaiser könnte Peer Steinbrück (nicht im Bild) super Wahlkampf machen.

© dpa

Glosse zum SPD-Deutschlandfest: Peer Steinbrück – geboren, um Liebe zu geben

Wo das Wir entscheidet, findet sich kein Ich richtig wieder - das Line-Up des SPD-Deutschlandfestes liest sich wie der verzweifelte Versuch, zum 150. Jahrestag noch einmal alle an einen Tisch zu bekommen. Das kann nur scheitern. Immerhin: Ein paar Impulse für Peer Steinbrücks Wahlkampf könnte die Veranstaltung abwerfen.

Es ließe sich an dieser Stelle trefflich spotten: über den Interpretenmix, mit dem die SPD bei ihrem „Deutschlandfest“ am Sonnabend die Straße des 17. Juni heimsuchen will. Ein Programm, das Nena und den Rapper Samy Deluxe alias Herr Sorg, Verbalerotiker Roland Kaiser und Polit-Urviech Konstantin Wecker, Die Prinzen und Dick Brave, Rockabilly-Alter-Ego des Popstars Sasha, vereint, ist schließlich bestens geeignet, die Krise der Volkspartei zu illustrieren. Wo – um es mit dem SPD-Wahlkampfslogan zu sagen – das Wir entscheidet, findet sich kein Ich richtig wieder.

Doch à propos „Das Wir entscheidet“: Vielleicht ließe sich das alles ja ins Konstruktive wenden. Immerhin bekunden die Künstler mit ihrem Auftritt ja eine gewisse Grundsympathie für die SPD. Vielleicht wären sie auch bereit, Textzeilen zur Verfügung zu stellen, um den ebenfalls schon reichlich bespöttelten Slogan für die Wahlkampfendphase zu ersetzen. Wie schön wäre das, riefe die SPD mit Roland Kaiser von Plakaten „Peer Steinbrück – geboren, um Liebe zu geben“, mit den Prinzen „Ich wär so gern Regierender“ und mit Samy Deluxe Richtung Koalition „Weckt mich bitte auf aus diesem Albtraum!“ Oder, mit Konstantin Wecker, einfach: „Sage nein!“

Natürlich hat alles seine Grenzen. Mit Nena lässt sich leider kein Staatslenker machen. In einem kriselnden Wahlkampf mit „Nur geträumt“, „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ und „99 Luftballons“ anzukommen – keine gute Idee!

Indes, der Kandidat hat eh eigene Vorlieben. In einer RBB-Radiosendung erzählte Steinbrück im Oktober 2012 Schoten vom frühen Beatles-und-Stones-aus-dem-Radio-Mitschneiden und davon, dass er ein „persönliches Verhältnis“ zu Bono von U2 habe und immer Gitarre spielen wollte wie Bob Dylan. „Dylans Musik und ein Glas Weißwein oder Gin Tonic – dabei kann ich am besten entspannen.“

Es fällt schwer, sich hier Pinot-Grigio-Witze und Anmerkungen über einen Musikgeschmack zu verkneifen, der ungefähr so originell ist wie eine SPD-Mitgliedschaft unter 60-jährigen Realschullehrern in Oberhausen. Darum lieber noch mal nach Slogans gesucht. „Angie – ain’t it time we said goodbye?“ fragen schließlich die Stones, Dylans „It ain’t me you’re looking for, Babe“ könnte gegen ungewollte Avancen der Linkspartei helfen, „With or without you“ (U2) wäre die richtige Botschaft an die Grünen. Aber ach, bis das Wir diese Vorschläge prüft, haben die Ichs bestimmt längst gewählt.

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