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Das Goethe-Institut wolle keine Extrawurst, so der Präsident Klaus-Dieter Lehmann. Gleichzeitig sagte er, dass das Institut seine Flexibilität behalten müsste.

© dpa/picture alliance

Goethe-Institut: Unabhängig, glaubwürdig, online

Der Goethe-Chef Klaus-Dieter Lehmann betonte die Doppel-Identität des Goethe-Instituts: Auswärtige Kultur- und Bildungsarbeit. Das Institut sei bereit, seinen Sparbeitrag zu leisten.

Goethe? Ist Bildung, nicht nur Kultur, sagt Instituts-Präsident Klaus-Dieter Lehmann bei der Halbjahresbilanz im Hauptstadtbüro. Noch ist das letzte Wort zwischen Finanz- und Außenminister nicht gesprochen, was die Sparvorgaben für die weltweit 947 Goethe-Anlaufstellen betrifft. Weil die Bildung beim Sparpaket verschont bleiben soll, kann es nicht schaden, die Doppel-Identität des Goethe-Instituts zu betonen. Auswärtige Kultur- und Bildungsarbeit: Möge die Sprachregelung nutzen, in letzter Sekunde.

Noch einmal beteuert Lehmann, dass Goethe seinen Sparbeitrag zu leisten bereit ist, noch einmal erläutert er die Bedeutung der „Budgetierung“: das Recht, eigenverantwortlich haushalten zu dürfen. Ein Gesamtbetrag pro Jahr, mit Zielvereinbarung, aber ohne enge Zweckbindung. So wurden zuletzt die Personalkosten von einem Drittel auf ein Viertel des Etats geschrumpft – zugunsten der Programmmittel. Diese Gestaltungsfreiheit will Goethe auf keinen Fall verlieren – was aber droht, wenn die Verwaltungskosten wie angekündigt bis 2014 eingefroren werden.

Apropos Freiheit. Lehmann will an diesem Donnerstagmorgen sowieso lieber über Ideen und Aktivitäten reden , zum Beispiel über Goethe in Zensur-Ländern. Im Dezember war der Lesesaal in Pjöngjang geschlossen worden; das spektakuläre Experiment, ausgerechnet in Nordkorea ausländische Medien bei freiem Zugang für jeden Bürger bereitzustellen, war gescheitert. Ein Anlass zur Evaluation der Arbeit auf dem verminten Gelände von Diktaturen und Unrechtsstaaten.

Wir sind keine Missionare, wir haben keine Weltformel, sagt Lehmann. Aber ein paar Maximen fürs dezentrale Arbeiten gibt es schon. Lehmann nennt es die Balance der Widersprüche. Die eigenen Veranstaltungsräume müssen unzensierte Freiräume sein, man legt großen Wert auf Plattformen für und mit Partnerorganisationen, die Stichworte lauten Unabhängigkeit, Langfristigkeit, Glaubwürdigkeit. China, Ägypten, Äthiopien, Russland, Weißrussland, Vietnam, palästinensische Gebiete: Goethe engagiert sich überall da, wo Ansätze für eine zivilgesellschaftliche Entwicklung und Chancen auf Rechtsstaatlichkeit erkennbar sind. So freut sich der Präsident, dass Goethe trotz der chinesischen Willkür bei der Grenzverschiebung zwischen Erlaubt und Verboten den deutschen Film „Schanghai Fiction“ dort kürzlich unzensiert zeigen konnte, anders als in den Kinos des Landes. Einmal mehr verweist er auch auf den virtuellen Freiraum des Internets, vor allem für die jüngere Generation: Goethe online, das sind 700 000 Websites in über 40 Sprachen.

Hierzulande klinkt man sich zunehmend bei der Integrationsarbeit ein: mit Migrationskursen für Zuzugswillige vor Ort, mit Deutschunterricht für Imame wie in Baden-Württemberg oder mit Projekten für junge Wissenschaftler wie „Fit for Campus“. 40 Prozent Schulabbrecher bei den Migranten, dem möchte auch Goethe entgegensteuern, sagt Klaus-Dieter Lehmann – und bricht zum Integrationsforum nach Nürnberg auf.

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