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Kultur: Grausame Riten

Parallel zur Tsingtau-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum veranstaltet der Berliner "Verein für Chinesischen Film" Sondervorstellungen mit Filmen über die europäische Kolonialgeschichte in China.Der auf vielen Festivals ausgezeichnete Regisseur und Autor Feng Xiao-Ning ist mit einem Monumentalwerk über ein historisches Ereignis vom Anfang unseres Jahrhunderts vertreten.

Parallel zur Tsingtau-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum veranstaltet der Berliner "Verein für Chinesischen Film" Sondervorstellungen mit Filmen über die europäische Kolonialgeschichte in China.Der auf vielen Festivals ausgezeichnete Regisseur und Autor Feng Xiao-Ning ist mit einem Monumentalwerk über ein historisches Ereignis vom Anfang unseres Jahrhunderts vertreten."Red River Valley", 1995 gedreht, behandelt eine britische Militärexpedition in Tibet, die 1904 unter dem Vorwand, den alten Stämmen Wissenschaft und Zivilisation zu bringen, zu einem sehr blutig verlaufenden Eroberungskrieg wurde.

Wie in einem Abenteuerfilm werden die unterschiedlichen Positionen extrem gezeichnet.Hier die bösen Briten, dort die guten, naiv-arglosen Tibeter.Sie retten den angeblichen Schmetterlingsjägern Ryckman (Nicholas Love) und Jones (Paul Numann) zunächst sogar das Leben, ohne zu ahnen, daß sie wenig später als Feinde zurückkehren werden.Dieses erste Kapitel ist besonders wichtig, soll es doch schildern, daß Tibet, was Ethik und Moral betrifft, ganz gut ohne die Engländer auskommt.Daß Ryckman und Jones, als einzige der Expedition dem Lawinentod entronnen, für Teufel gehalten werden und auf dem Scheiterhaufen sterben sollen, - nun ja, das sind ziemlich grausame Riten.Aber wäre es nicht im Hinblick auf die spätere Entwicklung besser gewesen, sie zuzulassen?

Im Ernst, die Befreiungsaktion, die dem jungen Gosang (Shao Bing), wie ein Westernheld auf seinem Pferd aus der Ferne heranpreschend, da gelingt, kostet in ihrer Konsequenz Tausende Tibeter das Leben und das Land die Freiheit für viele Jahre.Wahrscheinlich um dem Vorwurf reiner Schwarz-Weißmalerei zu entgehen, sind nicht alle Engländer als Verräter gezeichnet.Jones, eigentlich Journalist und nur widerwillig Soldat in diesem Angriffskrieg, liebt das Land und das harmonische Verhältnis seiner Menschen zur Natur, und er liebt auch die schöne Danju (Ning Jing), die angesehene Tochter des Stammesfürsten.Eine Liebe, die sich im Pulverdampf des gewaltigen Kriegsgeschehens in Nichts auflöst.Feng Xiao-Ning hat mit großem Aufwand gedreht.Riesige Statistenheere stehen sich in überlangen Kämpfen gegenüber, wobei die Täter-Opfer-Rollen eindeutig verteilt sind.Zum Thema europäische Kolonialgeschichte in China paßt dieser Film haargenau, aber für wen wurde er eigentlich gedreht? Und warum überhaupt diese doch sehr einseitige Betrachtung der Kolonialgeschichte, die die chinesische Herrschaft über Tibet vollkommen ausspart?

Vorstellung heute, 13 Uhr im Cinema Paris.- Um Opiumhandel der Engländer in China geht es in "Opium War" von Xie Jin, zu sehen am 27.Juni, 0.30 Uhr im Delphi.

CARLA RHODE

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