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Kultur: Griechische Künstlerinnen in der Galerie Wohnmaschine

Selber schuld, wenn man sich buchstäblich in die Kunst vertieft: Mitten in der Galerie Wohnmaschine steht ein scheinbar ganz normaler Kühlschrank. Er darf geöffnet werden, und zwar nach oben, wie eine Truhe.

Selber schuld, wenn man sich buchstäblich in die Kunst vertieft: Mitten in der Galerie Wohnmaschine steht ein scheinbar ganz normaler Kühlschrank. Er darf geöffnet werden, und zwar nach oben, wie eine Truhe. Innen ist er nicht nur kühl, sondern eisig - ein Gefrierschrank. Die Künstlerin DeAnna Maganias hat das Gerät mit kleinen altrosa Kacheln beklebt. Auf dem Boden befindet sich eine Form, die an eine Badewanne aus der Puppenstube erinnert. Das Wasser darin ist gefroren. Wer sich zu tief ins Innere des Kunstwerks (ohne Titel, 9000 Mark) bückt, dem kann schon mal der Deckel auf den Kopf knallen. Doch damit wird dem Rezipienten sozusagen schlagartig bewusst, welche Bedeutung so ein Kühlschrank in Griechenland haben muss, wo es nie richtig kalt wird. Verstärkt wird dieser Eindruck von einer schönen und zugleich melancholischen Fotografie vis-à-vis. Maria Papadimitriou hat den ewigen Sommer eingefangen: "You should be there" (6500 Mark) zeigt zwei leere Sessel im Freien vor einer weißen Mauer, dahinter das Grün eines Baumes und eine Decke, die auf der Leine trocknet.

"Kiss from Greece" ist diese Ausstellung überschrieben, die "Aspekte junger griechischer Kunst" vorstellt. Acht Frauen sind beteiligt, was Zufall ist, da es sich um keine explizite Künstlergruppe handelt - die Auswahl beruht auf zufälligen Begegnungen. So sind acht verschiedene Handschriften vertreten, die einen lebendigen Eindruck von Griechenland vermitteln. Dabei ist die Figur in den beiden identischen Fotos von Dimitra Vamiali alles andere als lebendig. Ein Mensch in Jacke und Hut hängt über einer Balustrade, links und rechts Pfeiler. Mehr ist nicht zu sehen. Dann aber nimmt man plötzlich die beiden Einzelabzüge als Ganzes wahr: Ein Bild hängt umgedreht und seitenverkehrt. Nicht umsonst heißt die Arbeit "Meditation Airplane" (4500 Mark) - schon fügen sich die Pfeiler zum Flugzeugrumpf, und die Balustraden bilden Flügel aus Beton.

Katerina Würthle hat Freunde in Öl auf Leinwand (ohne Titel, je 4000 Mark) gemalt. Ein Paar etwa steht vor vielen Bildern, mit Trinkbechern in der Hand - vor der Vernissage ist nach der Vernissage. Eventuell will auch die junge Dame, die im Video von Sofia Kosmaoglou zu sehen ist, auf eine solche. Ständig pudert sie ihr Gesicht, zieht das eine Kleid aus, das andere an. So geht das zwei Stunden lang. Wer Geduld hat, weiß bald, warum das Tape den Titel "Bored with what nature has to offer" trägt: Die Dame hat Brüste, die verdächtig nach Silikon aussehen, dafür aber ausgiebig zur Schau gestellt werden. Dann noch schnell zehn Liegestütze und mit den Armmuskeln geprahlt: Die Frau war früher mal ein Mann. Und hat ihr altes Macho-Gehabe auch im neuen Körper nicht abgelegt.

Um vorher und nachher geht es vielleicht auch in den drei schwer durchschaubaren Fotografien (je 3500 Mark), die Details eines Körpers einer jungen Frau zeigen. Wer weiß? Eindeutig zweideutig ist da Aliki Palaska, die mit ihren drei Arbeiten zum Thema Garten (je 3200 Mark) traumhafte Kulissen zeigt. In "Front Garden" balanciert ein Knabe auf einem Stein, der von Wasser umspült wird, auf einem Bein. Ringsum dichtes Grün. Ganz vorn ist ein Gorilla zu sehen. Doch je länger man schaut, desto mehr ist zu entdecken. Dort noch zwei Gorillas, da ein leeres Bett. Und eine Elfe fliegt durch die Luft. Die seltsam rätselhafte Atmosphäre setzt sich in der Frage nach der Technik fort. Erst baut Aliki Palaska ihre Modelle, die sie fotografiert und scannt und dann mit Ölfarbe bearbeitet. Diese mehrfache Transformation lässt sie am Ende dann wie aus der griechischen Mythenwelt kommend aussehen.Galerie Wohnmaschine, Tucholskystraße 23, bis 13. Februar, Dienstag bis Freitag

14-19 Uhr, Sonnabend 12-17 Uhr.

Andreas Hergeth

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