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Kultur: Grieg satt

Pietro Massas Klavierabend im Konzerthaus.

Fast wäre er Musikwissenschaftler geworden, doch dann siegte das Pianisten-Gen in ihm: Seinen akademischen Neigungen geht Pietro Massa jetzt beim Aufspüren unbekannter Klavierliteratur nach. Sein Recital im kleinen Konzerthaussaal ist ausschließlich Edvard Grieg gewidmet. Interessante Entdeckungen sind da zu machen, denn was ist von diesem norwegischen Komponisten – mit Ausnahme des beliebten Klavierkonzerts und der Peer-Gynt-Suite – wirklich bekannt? Die vorwiegend für den intimeren Rahmen gedachten, wenig virtuosen Stücke verbreiten auch im stark abgedunkelten Raum eine Aura der Melancholie, die auf die Dauer aufs Gemüt schlägt. Massas weiche, zum Teil verhangene Spielweise verstärkt das noch.

So bietet die „Suite im alten Stil“, welche die Tanzsätze „aus Holbergs Zeit“ um 1700 beschwört, wenig „clavecinistisch“ trockene Geschliffenheit, eher romantisches, auch reich pedalisiertes Flair. Das zurückhaltende Spiel mit schönen Piano- Momenten hat angesichts heute häufig anzutreffender überzogener Brillanz einiges für sich und wirkt dann doch zu einseitig. Massa greift kaum herzhaft zu und schöpft risikoscheu seine Ausdrucksmöglichkeiten nicht aus. Trotzdem gelingt Stimmungsvolles: Etwa „Mutterschmerz“ aus den „Sechs Klavierstücken nach eigenen Liedern“, in dem der Italiener mit leuchtendem Diskant melodische Linien spinnt, oder das kokett-durchsichtige „Aus jungen Tagen“ aus den „Lyrischen Stücken“ op. 65. Viel Beifall erhält Massa auch für die ausladende Ballade g-moll op. 24, aus der so manche Chopin-Floskel hervorblitzt. Isabel Herzfeld

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