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Immer aktuell. Szene aus der "Kriegerin", der jüngsten Produktion des Grips-Theaters.

© dpa

Grips-Theater in finanzieller Not: Kleines Geld, große Wirkung

Ein Haus baut man auch nicht mit dem Dach zuerst: Warum dem Grips Theater geholfen werden muss

Bedeutende Summen gibt der Berliner Senat für die Kultur im Allgemeinen aus, tendenziell in jeder neuen Haushaltsrunde steigend. Ab 2016 werden insgesamt gut 500 Millionen jährlich in die kulturellen Institutionen fließen. Kultur als Wachstumsbranche und Touristenmagnet, erschwingliche Angebote für so viele Bürger wie möglich, ein weltweit ziemlich einzigartiges, breites Angebot – das gehört zum Selbstverständnis Berlins.

Natürlich wird es auch immer so sein, dass nicht alle zufrieden sind. Die Freie Szene wird mit deutlich mehr Mitteln bedacht, aber da sind so viele und so heterogene Parteien und Mitspieler dabei, dass eine Komplettversorgung weder möglich noch wünschenswert ist. Auf der anderen Seite erhöht sich der Zuschuss für die Opernstiftung 2016/17 um bald zehn Millionen Euro, vor allem für Tarifsteigerungen und Gebäudekosten. Schöne Sache. Alles prima?

Nein. Es liegt in dem nächsten Doppelhaushalt, der in der kommenden Woche endgültig beschlossen wird, eine kleine, aber prinzipiell schlimme Ungerechtigkeit. Es betrifft die Kinder- und Jugendtheater und vor allem das Grips. Notorisch unterfinanziert, dabei seit Jahrzehnten erfolgreich, Stil bildend, bewundert und nachgespielt in aller Welt: Auf Dauer geht das nicht gut, lassen sich gute, junge Schauspieler mit Minilöhnen nicht halten. Die Kulturverwaltung will 50 000 Euro zusätzlich springen lassen für das berühmte Theater in Not. Grips-Gründer und Geschäftsführer Volker Ludwig ist verzweifelt: „So ein Almosen bedeutet, dass der Senat Grips im Grunde nicht länger will.“

Das stimmt sicher nicht. Niemand würde auf das Grips Theater in Berlin verzichten wollen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist zu wertvoll, grundlegend, klassisch und immer wieder frisch. Das Problem scheint zu sein, dass manch ein Politiker, der über diese Dinge zu entscheiden hat, vielleicht gar nicht weiß, wie prekär das Grips wirtschaften muss – und wie leicht ihm zu helfen wäre.

Zunächst einmal mit 135 000 Euro, die das Theater als strukturelles Defizit vor sich her schiebt. Auch hier sind, wie bei den Opern, Kosten in vielen Bereichen gestiegen. Auch ein Grips-Schauspieler hätte gern mal eine Tariferhöhung. Darüber hinaus kann man das Haus mit einem kleineren sechsstelligen Betrag in halbwegs solide Lage bringen. Das Grips bekommt jetzt jährlich 2,8 Millionen Euro – vergleichsweise wenig.

Im Interview mit dem Tagesspiegel hat der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Michael Müller im Oktober gesagt: „Wir müssen bei diesem Thema noch einmal an die Arbeit gehen, man hat das auch im Parlament erkannt. Im Moment ist die Situation für die Kinder- und Jugendtheater tatsächlich nicht einfach.“ Wird die Einsicht helfen? Es ist jetzt Sache der Parlamentarier, nächste Woche werden die Haushaltsberatungen abgeschlossen.

Große Oper oder kleine Kinder – darum geht es nicht. Zu unterschiedlich sind die Bühnen, nicht vergleichbar miteinander, man soll sie auch nicht gegeneinander ausspielen, wenn es um die Geldverteilung geht. Nur kann dies in Zeiten sich wieder füllender Kassen und großzügiger Ausschüttungen nicht derart eklatant unangemessen vor sich gehen. Eine gewisse Verhältnismäßigkeit muss walten. Denn am am Anfang und am Ende gehören die Theater zusammen, als Panorama, Bildungseinrichtung, Freiheits- und Fantasieraum. Die Kinder- und Jugendtheater, nicht nur das Grips, sondern auch die Parkaue, Atze, Strahl und andere, arbeiten an der Basis. Man errichtet ein Gebäude nicht mit dem Dach zuerst.

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