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Kultur: Große Gesten, kleiner Spuk

KLASSIK

Kein Wunder, dass Richard Strauss in seiner Oper „Ariadne auf Naxos“ nur weniges aus der Schauspielmusik „Der Bürger als Edelmann“ wiederverwendete: Zu dünn sind die musikalischen Einfälle hier gesät, zu lange Durststrecken lauern dazwischen. In solch mäßiger Qualität dargeboten wie nun durch die Philharmoniker unter Philippe Jordan, ist das Werk allerdings vollends entbehrlich. Nach verklappertem Beginn wird schlampig phrasiert und erschreckend ungenau intoniert. Gewiss, historische Instrumente waren einst schwer zu stimmen. Doch muss deshalb diese Hommage an Lully (natürlich auf modernen Instrumenten gespielt) so falsch klingen? Zudem wirken Jordans große Gesten wie auswendig gelernt und haben nur wenig mit der Musik zu tun.

Hoffnung bringt die exquisite Sopranistin Dorothea Röschmann mit Bergs „Sieben frühen Liedern“. Größte technische Sicherheit, gepaart mit stupendem Stilgefühl machen ihren Gesang auch diesmal zum Ereignis. Offenbar achtet das Orchester stärker auf diese Künstlerin als auf den Dirigenten und lässt sich so zu größerer Hingabe, zu mehr Farben inspirieren. Doch dann folgt Schumanns zweite Symphonie. Jordan gefällt sich auch hier in Feldherrenpose. Immer wieder sticht er gleichsam in den Klang hinein, aber es entweicht noch nicht einmal heiße Luft. Was zumindest an Hoffmannsche Spukwelten gemahnen müsste, mitunter gar wie eine Vorahnung Mahlerscher Verstörungen wirken kann, schnurrt hier allzu behaglich ab. „Nimm sie hin denn, meine Lieder“, zitiert Schumann im Schlusssatz Beethoven. Danke, wäre gar nicht nötig gewesen.

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