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Kultur: Grünen-Vorsitz: Eine richtige Linke - Die künftige Vorsitzende: leidenschaftlich und streitbar

Noch 1996 hatte Claudia Roth eine Kandidatur für die Spitze der Bundespartei abgelehnt. Damals saß die heute 45-jährige Politikerin, geboren in Ulm an der Donau, noch im EU-Parlament, in das sie erstmals 1989 gewählt wurde.

Von Matthias Meisner

Noch 1996 hatte Claudia Roth eine Kandidatur für die Spitze der Bundespartei abgelehnt. Damals saß die heute 45-jährige Politikerin, geboren in Ulm an der Donau, noch im EU-Parlament, in das sie erstmals 1989 gewählt wurde. Als "leidenschaftliche Europäerin" fühlte sie sich - und wurde in den neun Jahren Straßburg auch zu einer leidenschaftlichen Kritikerin des Erscheinungsbildes der Europäischen Union. Sie stritt für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben, setzte sich für die Gleichstellung aller in der EU lebenden Ausländer mit EU-Bürgern und für ein humanes Asylrecht ein.

1992 zählte sie zu vier Europaabgeordneten der Grünen, die Verfassungsbeschwerde gegen undemokratische Strukturen im Vertrag von Maastricht erhoben. Immer wieder kritisierte Roth deutsche Waffenlieferungen an die Türkei - ein Engagement, das sie später auch nach ihrer Wahl 1998 in den Bundestag fortsetzte und das sie am Bosporus zeitweilig zur Unperson werden ließ. Das lag auch daran, dass sie sich stets vehement für die Rechte der Kurden eingesetzt hat.

Als Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Berliner Parlament hat sie gelernt, sich "nicht immer nur vorschicken zu lassen, wenn es nichts kostet", wie sie einmal im Interview mit dem Tagesspiegel sagte. Zudem: "Menschenrechte dürfen nicht nur ein feierliches Lippenbekenntnis in Sonderdebatten zu 50 Jahre Grundgesetz und zum Jubiläum der Menschenrechtserklärung sein. Wenn wir beim Anprangern von Verstößen in anderen Ländern glaubwürdig sein wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen."

Claudia Roth war immer links. Sie ist es geblieben. Und wenn manche sagen, sie sei die "Grün-Roth", dann findet sie dieses Wortspiel gar nicht unangenehm. Ein bewegter Lebenslauf: Ausbildung am Landestheater Schwaben in Memmingen, Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund, später Managerin der Polit-Band Ton Steine Scherben. Dann Politik, erst Jungdemokratin, dann ab 1987 bei den Grünen. Ein "linker Störenfried", so beschrieb sie einmal das "Handelsblatt". Die "taz" erklärte sie zum "Schrecken der Realos". Ob sie mit Kanzler Gerhard Schröder (SPD) zurechtkommen wird? "Auch das werden wir sehen", sagte sie am Freitag nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur.

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