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Kultur: Günter Grass: Irak-Krieg ist „brutal ausgeübtes Unrecht“

LiteraturNobelpreisträger Günter Grass hat den Vereinigten Staaten im Konflikt mit dem Irak das „Unrecht des Stärkeren“ vorgeworfen. In seiner vorab bekannt gewordenen Dankesrede bei der Entgegennahme des erstmals verliehenen Halle-Preises betont der Autor, gegen alle Bedenken und Warnungen der Vereinten Nationen sei „völkerrechtswidrig einem übermächtigen Militärapparat der Befehl zum präventiven Angriff erteilt worden“.

LiteraturNobelpreisträger Günter Grass hat den Vereinigten Staaten im Konflikt mit dem Irak das „Unrecht des Stärkeren“ vorgeworfen. In seiner vorab bekannt gewordenen Dankesrede bei der Entgegennahme des erstmals verliehenen Halle-Preises betont der Autor, gegen alle Bedenken und Warnungen der Vereinten Nationen sei „völkerrechtswidrig einem übermächtigen Militärapparat der Befehl zum präventiven Angriff erteilt worden“. Das Votum des Weltsicherheitsrates sei als „irrelevant verhöhnt“ worden. Grass: „Seit dem 20. März 2003 gilt nur noch das Recht des Stärkeren. Gestützt auf dieses Unrecht hat der Stärkere die Macht, Kriegswillige zu kaufen und zu belohnen, Kriegsunwillige zu missachten oder gar zu bestrafen.“ Nicht der Antiamerikanismus beschädige das Ansehen der USA, es seien vielmehr „Präsident Bush und seine Regierung“, die den Verfall demokratischer Wertvorstellungen betrieben und „ihrem Land Schaden bringen“. In seinem leidenschaftlichen Appell sagte der 75-jährige Schriftsteller, es könne nicht verwundern, „wenn sich die Sprache des Angreifers der Wortwahl seines Feindes mehr und mehr angeglichen“ habe.

Religiöser Fundamentalismus ermächtige beide Seiten, den „allen Religionen eigenen Begriff ,Gott’ zu missbrauchen und nach jeweils fanatischem Verständnis ,Gott’ in Geiselhaft zu nehmen“. Selbst die „leidenschaftliche Warnung des Papstes“ sei ohne Wirkung geblieben. „Verstört, ohnmächtig, aber auch voller Zorn sehen wir dem moralischen Niedergang der einzig herrschenden Weltmacht zu, ahnend, dass dem organisierten Wahnsinn eine Folge gewiss ist: die Motivierung zu anschwellendem Terrorismus, zu weiterer Gewalt und Gegengewalt“, erklärte Grass. Er bedauerte, dass die USA, die „großmütigen Spender des Marshallplanes“ und „langmütigen Lehrmeister im Schulfach Demokratie“, ihren eigenen Prinzipien untreu würden. Auch viele amerikanische Bürger, die ihr Land liebten, seien entsetzt über den „Zerfall der ureigenen Wertvorstellungen und über die Hybris der hauseigenen Macht“. Diesen Kritikern der gegenwärtigen Administration sehe er sich verbündet, an ihrer Seite sei er „erklärter Proamerikaner“.

Günter Grass: „Mit ihnen protestiere ich gegen das brutal ausgeübte Unrecht des Stärkeren, gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit, gegen eine Informationspolitik, wie sie vergleichsweise nur von totalitären Staaten praktiziert wird.“ Tsp

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