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Kultur: Gutbürgerliche Trapperküche - ein Ratgeber gibt Tipps, wie man sich in der Wildnis Leckeres zusammen rührt

Schmeißfliegen, Engerlinge und plattgefahrene Ratten: Dank Rüdiger Nehberg wissen wir, dass sich immer noch irgendwo ein paar Proteine zusammenkratzen lassen, selbst wenn scheinbar gar nichts mehr geht. Der kulinarischen Weisheit letzter Schluss, gewissermaßen.

Schmeißfliegen, Engerlinge und plattgefahrene Ratten: Dank Rüdiger Nehberg wissen wir, dass sich immer noch irgendwo ein paar Proteine zusammenkratzen lassen, selbst wenn scheinbar gar nichts mehr geht. Der kulinarischen Weisheit letzter Schluss, gewissermaßen. Damit es erst gar nicht soweit kommt, sorgt der erfahrene Waldläufer vor. Wie und womit, erfahren Anfängerinnen und Anfänger in Rainer Höhs "Wildnis-Küche", einem handfesten Ratgeber für alle Fragen der Nahrungsaufnahme im Freien. Die, wie alle menschlichen Tätigkeiten, eine Wissenschaft für sich ist, wenn man sich nur erst einmal eingehend damit beschäftigt - oder hätte jemand geahnt, dass man allein über das Feueranmachen 22 Seiten schreiben kann?

Womit entkeimt man Wasser? Welche Kocher kommen in Frage, welche Lebensmittel in den Rucksack? Wie stellt man selber Müsli-Riegel her? Oder Jerky, Pemmican und Bannocks, diese unverwüstlichen Trapper-Leckereien? Fragen über Fragen - Höh lässt keine offen. Und verrät nebenbei auch noch bereitwillig, wie man etwa seine Getränke mittels einer Socke kühlt oder aus einem Wasserbecher und einem Stück Kette einen Mixer bastelt. Das ist sehr gründlich und verdienstvoll: Ein Basiskurs gewissermaßen, um durch Wildnis und Winter zu kommen, ohne auf Nehbergsche Leckereien zurückgreifen zu müssen. Bitter enttäuscht aber wird der Outdoor-Gourmet. Höh, Schwabe und ganz offenbar Gourmand unter den Globetrottern ("Und sollte doch einmal etwas übrigbleiben - aber das ist ja nie der Fall ...") redet der Improvisation das Wort. Und glaubt deshalb, in seinem Rezeptteil auf jegliche kulinarische Fantasie verzichten zu können. Reispfannen, Käsenudeln, Eintöpfe, Suppen - das ist gutbürgerliche Trapperküche. Mehr nicht. Noch nie etwas gehört von Kaninchengeschnetzteltem mit Wacholderbeeren und Waldpilzen in ausgelassenem Speck? Oder von Kabeljau mit Miesmuscheln und Algen im Folienpack? Und dass eine simple Knoblauchknolle nicht viel wiegt und wahre Wunder zu wirken vermag im eintönigen Waldläuferkosteinerlei - nie ausprobiert? Schade. Aber, nicht wahr, auch verständlich bei jemand, der ungerührt empfiehlt, Speckfett und Kaffee zu einer "sehr leckeren" Soße zusammenzuschütten. Wundert es da, dass der Verlag weder Verantwortung noch Haftung für die Angaben in diesem Buch übernehmen will?Rainer Höh: Wildnis-Küche. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 1999, 160 Seiten, 16,80 Mark.

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