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Kultur: Gutsherrenart

Streit um den Deutschen Literaturfonds

Für das Kuratorium des aus Bundesmitteln betriebenen Deutschen Literaturfonds in Darmstadt ist das Projekt beschlossen. In Kooperation mit der Wiener Literaturzeitung „Volltext“ soll eine Sonderausgabe zur Frankfurter Buchmesse entstehen, die ergänzend zum Deutschen Buchpreis Vorabdrucke, Interviews und Autorenporträts enthält. Für das mit 300 000 Euro bezuschusste Blatt ist eine Auflage von einer Million Exemplaren vorgesehen, die im deutschsprachigen Raum kostenlos verteilt werden soll. Doch aus den Literaturhäusern, die schon im Januar eine Mitarbeit ablehnten, schlägt dem Literaturfonds jetzt Protest entgegen. In einem Brandbrief aus dem Literarischen Colloquium Berlin wendet sich dessen Leiter, Ulrich Janetzki, gegen die Entscheidung. Auch Ernest Wichner, Leiter des Literaturhauses Berlin, hat sich schriftlich gegen den überdimensionierten „Unfug“ ausgesprochen und plädiert dafür, das Geld für Literatur- und Autorenförderung im eigentlichen Sinn auszugeben. Der aufs Populäre ausgerichtete Buchpreis sei werbemäßig schon hinreichend ausgestattet. Beide Briefe sind adressiert an Gunther Nickel, den für Gutachten und Projekte zuständigen Lektor des Literaturfonds. Janetzki wirft Nickel, der regelmäßig für „Volltext“ schreibt, „Selbstbedienungsmentalität“ vor, die den Literaturfonds zu einem „Literaturhaus nach Gutsherrenart“ habe verkommen lassen: Viele geförderte Seminare seien zugleich von Nickel geleitet worden. Das Münchner Literaturhaus klagt darüber, dass die „Textwerk“-Seminare nicht mehr gefördert würden – nachdem Nickel sie zunächst selbst mit auf den Weg gebracht hatte. dotz

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