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Wunderschön und nicht zu verstehen: Guy Maddins "The Forbidden Room".

© Galen Johnson

Guy Maddin mit "The Forbidden Room": Retrorausch der Sinne

Guy Maddins Kuriosum „The Forbidden Room“ eröffnet das FORUM. Der Film protzt mit Schauwerten, zeigt Unglaubliches, bietet ein Starensemble - und ist nicht zu verstehen.

Hereinspaziert, meine Herrschaften! Hier ist Rummel, hier ist Zirkus. Stars und Sensationen! Ein Rausch der Farben und der Bilder. Ewig alt und nie zuvor gesehen. Witzig, wahnwitzig, delirierend. Mit Geraldine Chaplin, Charlotte Rampling, Udo Kier. Der kanadische Experimentalfilmer Guy Maddin hat seine neueste Attraktion mitgebracht. „The Forbidden Room“ ist wunderschön und nicht zu verstehen. Doch wer fragt nach Stringenz und Spannung, wenn es so Unglaubliches zu sehen gibt.

Maddin und Ko-Regisseur John Evans spintisieren einen irren Geschichtenreigen. Er führt von einem Mann, der das Baden erklärt, direkt in ein expressionistisches Unterseeboot. Dort taucht seltsamerweise ein Holzfäller auf, der in seiner Heimat der frostigen Wälder eine Frau retten will. Die wird von einem archaischen Höhlen-Clan gefangen halten und träumt sich auf eine Südseevulkaninsel, die von Tintenfischdieben und Vampirbananen bevölkert wird. Dann versuchen Skelettfrauen, nein, unmöglich, all das zu referieren.

Guy Maddin hat Faible für Stummfilmästhetik

Maddins zuvor schon in Filmen wie „Brand upon the Brain!“ dokumentiertes Faible für Stummfilmästhetik schraubt sich dank der Möglichkeiten digitaler Filmbearbeitung in ungeahnte Höhen. Eine wie handkoloriert oder in Zweistreifen-Technicolor aufgenommen wirkende Miniatur jagt die nächste, der typografische Reichtum der Stummfilmzwischentitel und der Filmzitateschatz von „Frankenstein“ bis „White Zombie“ scheint unerschöpflich. Spektakulär auch der – digitale – Effekt, Gesichter so zu überblenden, ja aufzulösen, bis das historisierend grobe Korn in Farbflächen in- und auseinanderläuft. Quasi als atmender, pulsierender Brei aus Gesichtern und Geschichten. Das ist Kunstfilm, das ist L’art pour l’art, aber mit dem entscheidenden Quäntchen Selbstironie.

6.2., 18 Uhr (Delphi), 7.2., 22 Uhr (Cinestar 8), 9.2., 13.30 Uhr (Akademie der Künste), 13.2., 22.15 Uhr (Cubix 9)

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