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Kultur: "Hängepartie"

Rita Süssmuth fordert Entscheidung für Berliner Holocaust-MahnmalWenn vom Holocaust-Mahnmal die Rede ist, winkt der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen ab.Vorläufig keine Entscheidung, heißt es im Roten Rathaus.

Rita Süssmuth fordert Entscheidung für Berliner Holocaust-MahnmalWenn vom Holocaust-Mahnmal die Rede ist, winkt der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen ab.Vorläufig keine Entscheidung, heißt es im Roten Rathaus.Diepgen findet die Entwürfe nicht überzeugend.Jetzt schaltete sich Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth mit der Forderung nach einer schnellen Entscheidung in die Debatte ein, jedenfalls noch vor der Bundestagswahl.Ihr sei auch keine veränderte Haltung des Bundeskanzlers bekannt.Vor Journalisten in Berlin kritisierte sie die "Hängepartie, die ein Ende haben muß".Allerdings sei sie "skeptisch", da die Entscheidung "gegen den Willen des Regierenden Bürgermeisters schwer möglich ist".Ursprünglich wollten die Auslober - Bundesregierung, Senat und "Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas" - im März über einen Entwurf entscheiden.Dann sollte die Vorklärung bei einem Treffen des Bundeskanzlers mit dem amerikanischen Architekten Peter Eisenman und dem Bildhauer Richard Serra im April stattfinden, das aber kurzfristig abgesagt wurde.Der preisgekrönte Entwurf von Serra/Eisenman - ein ansteigender, dichter Wald von 4000 Stelen - galt als zu massives und schwer zu schützendes Säulendickicht; er wurde nachgebessert.Rita Süssmuth zeigte Unverständnis für die erst nach zwei Wettbewerbsauslobungen erörterten vielfältigen Bedenken gegen das Mahnmal, das in der Nähe des Brandenburger Tores geplant ist.Natürlich verleite ein Platz von großen Ausmaßen dazu, "daß er gefüllt wird".Natürlich gebe es in Berlin mehrere Gedenkstätten.Natürlich stelle sich die Frage eines Mahnmals für alle Nazi-Opfer.Aber das sei alles vorher bekannt gewesen.Auch die Frage des "angemessenen künstlerischen Ausdrucks" läßt die Bundestagspräsidentin nicht gelten: "Kunst ist immer streitig, davon lebt sie, eine Konsenskunst wäre das Ende der Kunst." Für Rita Süssmuth "bleibt die Frage, warum man es nicht will".Sie befürchtet, daß die ganze Debatte ein "gefundenes Fressen für Leute ist, die daraus wieder Parolen machen".Rechtsradikale fühlten sich bestätigt.Deshalb sei sie für eine "ehrliche Entscheidung" jetzt - so oder so.Diepgen hatte im Tagesspiegel bezweifelt, daß die "Formensprache der Kunst unserer Zeit in einer allgemein verständlichen und auch für künftige Generationen gültigen Weise möglich ist", und sich gegen immer mehr Mahnmale für verschiedene Opfergruppen im Zentrum Berlins gewandt. Gru

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