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Blick auf die Elbphilharmonie

© Lukas Schulze/dpa

Hamburger Elbphilharmonie: „Hier wollen wir nie wieder raus!“

Beim ersten Akustiktest überzeugte der Saal in der Elbphilharmonie die Musiker restlos. Damit steigt die Vorfreude auf die Eröffnung im Januar 2017.

Offiziell war der Termin als Technik-Probe deklariert. Tatsächlich jedoch absolvierten die Musiker des künftigen Hausensembles, das sich jetzt NDR Elbphilharmonie Orchester nennt, am 2. September einen Akustik-Test im neuen Saal auf dem Kaispeicher. Chefdirigent Thomas Hengelbrock hatte dafür Teile aus Johannes Brahms’ 1. Sinfonie, aus Felix Mendelssohn Bartholdys „Italienischer“ sowie aus Mozarts „Jupiter“-Sinfonie und Beethovens Vierter ausgesucht.

Generalintendant Christoph Lieben-Seutter bedankte sich anschließend bei Star-Akustiker Yasuhisa Toyota für den „sensationellen Klang“, und die Musiker erklärten: „Wir wollen hier nie wieder raus!“ Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz wiederum konstatierte mit hanseatischer Zurückhaltung: „Das ist der helle Wahnsinn!“, wie jetzt Wolfgang Schmidt, der Bevollmächtigte der Hansestadt beim Bund, den Besuchern eines Elbphilharmonie-Abends in der Berliner Landesvertretung verriet.

Hier entsteht mehr als nur ein Musentempel

Das Endlosdrama um die Elbphilharmonie geht nun also tatsächlich seinem Happy-End entgegen. Bis zum 31. Oktober haben die Handwerker noch das Sagen, dann findet die Schlüsselübergabe statt. Nach fast zehn Jahren Bauzeit wird am 11. Januar 2017 das neue Wahrzeichen Hamburgs eröffnet. Jedem, der sich über die exorbitanten Baukosten mokiert – 575 Millionen Euro werden es am Ende sein – gibt Christoph Lieben-Seutter auf seine charmant-wienerische Art zu bedenken, dass hier nicht nur ein Konzerthaus entsteht, sondern ein neuer innerstädtischer Treffpunkt, der Tag und Nacht für jedermann zugänglich sein soll.

Denn zwischen dem denkmalgeschützten alten Kaispeicher und dem spektakulären Glasaufbau der Philharmonie haben die Architekten vom Schweizer Büro Herzog & de Meuron eine öffentliche Plaza eingeplant. Über die „Tube“, eine 80 Meter lange Rolltreppe, werden die Besucher zur Aussichtsplattform auf 37 Meter Höhe gebracht. Von hier dürfen auch all jene, die kein Ticket gekauft haben, staunend die Kirchtürme der Innenstadt zählen, den Blick zu den Landungsbrücken schweifen lassen oder zu den Containerterminals jenseits der Elbe.

Der Saal hängt wie eine Bienenwabe im Gebäude

Über dieser Ebene hängt der 2000-Plätze-Saal wie eine Bienenwabe im Neubau. Damit der Musikgenuss hier nicht von den Signalzeichen oder den Motorvibrationen der vorbeifahrenden Schiffe gestört wird, ist dessen Stahlträgerkonstruktion auf riesigen Federpaketen gelagert, also akustisch vom Rest des Gebäudes abgekoppelt. Vertraut wirkt aus Berliner Perspektive die Sitzverteilung im Saal: Sie folgt dem von Hans Scharoun für die Berliner Philharmonie entwickelten Weinberg-Prinzip, bei dem die Hörer rund um die zentrale Bühne sitzen. Die Reihen steigen in Hamburg allerdings steiler an als in Berlin, wodurch eine intime Atmosphäre entstehen soll, bei der das Publikum maximal 30 Meter weit vom Orchester entfernt ist.

Während im Inneren das Anfassen der ungewöhnlichen Wandverkleidungen ausdrücklich erlaubt sein soll – im großen Saal sind es weiße Gipsplatten mit eingefrästem Rillenprofil, im kleinen Saal wellenförmige Holzverschalungen –, ist die Außenfassade ganz auf Fernwirkung hin konzipiert: In den Fensterscheiben, die teilweise wie Blasen geformt sind, sollen sich Lichtreflexe ja nach Sonnen- und Wolkenstand ununterbrochen verändern, so dass der Eindruck einer bewegten horizontalen Wasseroberfläche entsteht.
Mehr unter www.elbphilharmonie.de

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