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Kultur: Handgurk’n

Wiener Ikone: Erika Pluhar in der Bar jeder Vernunft.

Die Dame ist lässig, wie man halt so ist als Ikone. Sie charmiert das Publikum, wie man das halt so macht als Bühnenprofi. Und sie ist kokett. Genau so viel, wie es nur eine Wienerin und eine lebenskluge Schönheit von 74 Jahren sein darf. „Einmal in diesem Leben wollte ich noch in Berlin singen“, sagt Erika Pluhar gleich, nachdem sie mit ihrem Gitarristen Klaus Trabitsch in der Bar jeder Vernunft die Bühne betritt. Schon brandet Applaus auf. Und auch wenn sie sich erst nach der Pause so richtig warmsingt, als Charakter hat Pluhar – die Pluhar – den mit offenkundigen Verehrern gefüllten Laden schon mit den beiden Auftaktnummern „Trotzdem“ und „Weiter“ im Griff.

Dass es sich bei „Lieder vom Himmel und der Erde“ um gut abgehangene Chansons handelt, die die Sängerin, Autorin und Schauspielerin fast alle schon vor zehn Jahren im Berliner Ensemble gesungen hat, kümmert da nicht, so zeitlos klingt Erika Pluhars sängerische Lebens- und Liebesberatung. Zum Singen gebracht hat sie in den Siebzigern ihr verflossener zweiter Ehemann André Heller, der Pluhar, die 40 Jahre lang zum Ensemble der Wiener Burg gehörte, seinerseits als „Bühnengöttin“ besang.

Musikalisch kleidet Trabitsch Pluhars Texte sehr gepflegt, aber nicht eben aufregend mal als Blues, Samba oder Boogie Woogie ein. Doch was richtig zündet, sind ihre gemeinsam verfassten Wienerlieder. Die singt Pluhar in ihrem dunklen Timbre mal volksliedhaft sentimental, mal derb, mal spöttisch und liefert moderativ ein paar Übersetzungshilfen dazu. So im Stil von „Handy heißt auf Wienerisch Handgurk’n“ und weiteren lustigen Ösi-Vokabeln. Wenn sie „Geh die Gass’n nauf“ oder „Hearst Schatzerl“ singt, erdet Humor die gerne von ihr ausgestellte Zeigefinger-Attitüde. Und eine herzliche, lockere Pluhar lässt endlich das immerkluge, ewigweise, lebenssatte Damendivending sein. Gunda Bartels

Bar jeder Vernunft, bis Sa 31.8. , 20 Uhr

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