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Dreht am Rad. Hans (Iljá Pletner, links) rollt durchs Leben.

© Jörg Metzner

„Hans im Glück“ am Atze Musiktheater: Die Sonne scheint, mir geht es gut

Runde Sache: Das Atze Musiktheater bringt den Grimm-Schwank „Hans im Glück“ auf die Bühne.

Ist der Bursche ein kompletter Trottel? Oder mit einer geradezu buddhistischen Weisheit gesegnet? Daran scheiden sich die Geister bis heute. Fest steht, dass die Geschichte des „Hans im Glück“ nicht wirklich als leuchtendes Beispiel ökonomischer Vernunft gelten kann.

Der jugendliche Held der Brüder Grimm bekommt nach sieben harten Lehrjahren von seinem Herrn zum Lohn einen Klumpen Gold geschenkt, „groß wie Hansens Kopf“. Am Atze Musiktheater, wo der Schwank jetzt für die Bühne adaptiert worden ist, haben sie das folgliche Gewicht dieses Batzens errechnet: 75 bis 80 Kilogramm. Ziemlich beeindruckend, dafür könnte man sich schon eine gemütliche Villa leisten. Aber was macht Hans? Beklagt sich über die drückende Schwere seines Reichtums und gibt das Gold bei der erstbesten Gelegenheit für eine Schindmähre her. Und das ist erst der Anfang eines Tauschzyklus, an dessen Ende er mit einem schnöden Feldstein dasteht, der ihm auch noch in den Brunnen fällt. Doch statt sich die Haare zu raufen, feiert Hans den Verlust („So glücklich wie ich gibt es keinen Menschen unter der Sonne“) und kehrt heim zur Mutter. Klingt klinikreif, das muss man zugeben.

Weltoffener Gutglaube und forsche Unbekümmertheit

In der Regie von Matthias Schönfeldt, der mit dem Volksmärchen sein Atze-Debüt gibt, spielt Iljá Pletner den Titelhelden – mit einer schönen Mischung aus weltoffenem Gutglauben und forscher Unbekümmertheit. Sein Hans dreht anfangs Runden im Rhönrad, jenem artistischen Gerät, mit dem man sich auf den Kopf stellen kann. Und er darf in diesem „Bühnen-Roadmovie“ zum Auftakt wählen zwischen einem Ring, der einer möglichen Braut mit „langen schlanken Fingern“ passen könnte, und eben dem dicken Klumpen. Das mit der Frau erscheint dann doch zu unsicher, also: lieber Gold.

Die Ring- und Rad-Symbolik durchzieht fortan die Inszenierung, was Assoziationen von Fortuna über den Warenkreislauf bis zum „Circle of Life“ öffnet, wie er ja schon im „König der Löwen“ besungen wurde. Ein stimmiges Motiv, keine Frage. Auch die verschiedenen Tiere, die in Hans’ Besitz gelangen, werden nur kurz als Schattenriss auf einer runden Projektionsfläche im Bühnenhintergrund skizziert – und dann als immer kleiner werdende Metallringe versinnbildlicht. Vom Pferd über die Kuh und das Schwein bis zur Gans. Eine Abstraktion, die einfache spielerische Möglichkeiten öffnet und mit der die meisten Kinder dank Fantasiebegabung kaum Probleme haben dürften.

Eingängige Musik

Hans-Darsteller Iljá Pletner – bei Atze unter anderem schon in „Emil und die Detektive“ und „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ zu sehen – hat erstmal auch Musik und Liedtexte beigesteuert. Sehr eingängige Singer-Songwriter-Stücke sind das, arrangiert mit Gitarre, Schelle und Akkordeon, die „Fernweh“ heißen, „Freundschaftslied“, „Schweine-Song“ oder, die finale Nummer, „Ich atme“: „Die Sonne scheint, mir geht es gut. In meinem Herzen ist kein Platz für Neid und Wut.“

Musikalisch begleitet wird Pletner von Friederike Noelting und Falk Berghofer, die auch seine inneren Stimmen verkörpern – einige Konflikte wirft der vermeintlich unvorteilhafte Tauschhandel unterwegs ja doch auf. Ebenso natürlich die Frage, was das titelgebende Glück denn nun sein könnte. „Nicht versteckt, doch schwer zu finden – hält man’s fest, muss es verschwinden“, heißt es im Schlusssong. Darüber darf zu Hause gerne weiterdiskutiert werden.

Wieder am 10., 25.-27. Januar

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