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Kultur: Hauptstadt-Kultur: Wer A sagt, muss auch B sagen

Berlins Kultursenator Christoph Stölzl hat die Bundeshilfe für Daniel Barenboims Staatskapelle in Höhe von 3,5 Millionen Mark begrüßt. "Es ist eine Schwalbe des Frühlings kurz vor dem Winter, wenn der Bund von seiner bisher harten Haltung abrückt, dass ihn die Berliner Opern nichts angehen und dieses preußische Erbe allein Sache des Landes ist", sagte der parteilose Politiker am Mittwoch.

Berlins Kultursenator Christoph Stölzl hat die Bundeshilfe für Daniel Barenboims Staatskapelle in Höhe von 3,5 Millionen Mark begrüßt. "Es ist eine Schwalbe des Frühlings kurz vor dem Winter, wenn der Bund von seiner bisher harten Haltung abrückt, dass ihn die Berliner Opern nichts angehen und dieses preußische Erbe allein Sache des Landes ist", sagte der parteilose Politiker am Mittwoch. "Wer A sagt, muss allerdings auch B sagen."

Noch hat der Bund die Zahlung nur für das Jahr 2001 in Aussicht gestellt, sie soll heute im Haushaltsausschuss des Bundestages genehmigt werden. Eine einmalige Zahlung im Jahr 2001, so Stölzl, mache aber keinen Sinn. Im übrigen hätten die Tarifwünsche der Staatskapelle nichts mit der Berliner Opernreform zu tun. Diese müsse auf die Defizite reagieren, die bis zum Jahr 2002 auf rund 40 Million Mark betrügen und auch nicht durch ein "kurzfristiges Aufflammen von Opernsympathie" verschwinden würden.

"Wir brauchen langfristig finanzierbare Strukturen in den Theatern", meint der Kultursenator. "Wenn dieser Spontanakt der Einstieg in eine Verantwortung des Bundes mit einer dauerhaften institutionellen Bindung an die Berliner Musiktheater ist, dann freuen wir uns." Falls es sich allerdings nur um den Versuch des Bundes handele, in die Nachfolgefrage einer Opernleitung und die Künstlerverträge des Landes Berlin einzugreifen, "dann muss ich sagen, dass dies nicht möglich ist".

Wenn der Bund über Tarif- und Besetzungsfragen mitreden wolle, dann müsse er "Nägel mit Köpfen machen". Mehr Geld vom Bund sei gut, "aber die Gewaltenteilung muss gewahrt bleiben." Dass die Staatskapelle und Barenboim mit dem Föderalismus "kreativ" umgingen, "kann man vielleicht Künstlern nachsehen, es entbindet uns aber nicht von der Pflicht zu sehen, was überhaupt in unserer eigenen Verantwortung machbar und finanzierbar ist". Stölzl appellierte an den Bund, "endlich die Verantwortung wahrzunehmen, die er Anfang der 90er Jahre wahrgenommen hat". Die alten Hauptstadtkultur-Verträge hätten ausdrücklich die Förderung der Staatsoper durch den Bund vorgesehen.

Unterdessen erklingen erste Dissonanzen nach Naumanns Paukenschlag im Berliner Opernkonzert. Nun wollen auch die anderen mehr Geld. So haben Götz Friedrich und Udo Zimmermann die Nachricht von den Bundes-Millionen für Barenboims Staatskapelle "mit Befremden und Unverständnis" aufgenommen. Der Generalintendant der Deutschen Oper und sein designierter Nachfolger begrüßen es zwar grundsätzlich, "wenn sich der Bund für die Opernszene mitverantwortlich fühlt". Allerdings manifestiere diese gut gemeinte Geste "eine Ungleichbehandlung der Berliner Opernorchester". Die finanzielle Besserstellung eines einzelnen Ensembles setze "unbegründete Prioritäten hinsichtlich der Wertigkeit der Häuser". Eine einseitige Zurücksetzung des Hauses an der Bismarckstraße sei unverantwortlich, meinen beide Intendanten.

Auch der Orchestervorstand der Deutschen Oper fordert die Gleichbehandlung mit der Staatskapelle und fügt in seiner Stellungnahme hinzu: "Dies betrifft nicht nur die finanzielle Ausstattung, sondern auch den Einsatz für Generalmusikdirektor Christian Thielemann, damit dieser seine überaus erfolgreiche Tätigkeit fortsetzen kann". Der Dirigent selbst protestiert ebenfalls "auf das schärfste" und erinnert daran, dass "eine Konkurrenzfähigkeit - auch international - nur dann hergestellt werden kann, wenn die Berliner Opernhäuser auf dem selben finanziellen Rang arbeiten können."

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