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Kirill Petrenko dirigiert die Berliner Philharmoniker am 22. März 2017.

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Hauptstadtvertrag: Der Klang des Geldes

Der Bund steigt unter anderem bei den Berliner Philharmonikern und der Opernstiftung mit ein. Wie reagiert die Klassikszene auf den Geldfluss?

„Tacet“ notiert ein Komponist in der Partitur, wenn ein Instrument nicht zu spielen hat, aber dem Fluss der Musik aufmerksam folgen soll. Genauso halten es jetzt auch die Berliner Philharmoniker. Nachdem der Tagesspiegel veröffentlicht hat, dass das Orchester im Rahmen des neu ergänzten Hauptstadtfinanzierungsvertrags vom Bund mitfinanziert wird, schweigen Musiker wie Intendant fein still. Doch gewiss werden sie die Reaktionen der anderen genau registrieren. Denn zweifellos wird es Kritik geben seitens der Föderalisten, die nicht einsehen, dass der Bund anteilig eine hauptstädtische Institution finanziert, nur weil Kulturstaatsministerin Monika Grütters das Weltklasse-Orchester so sehr schätzt.

Die Geste hat in der Tat mehr Symbol- als Kaufkraft, weil von den gut 7 Millionen Euro aus der Bundesschatulle nur zwei bis drei Millionen direkt den Philharmonikern und ihrer Orchesterakademie zugute kommen, während der Rest den Landeskulturetat entlastet. Die Philharmoniker erhalten künftig 20 Millionen Euro statt bisher 17 bis 18, je nach Lottomittel-Zuschuss. Dank Bund kann Berlin seine bisherige Subvention dennoch kürzen, um mit den frei werdenden Mitteln andere Projekte zu unterstützen.

Bei der Berliner Opernstiftung dagegen soll von den zehn Millionen Euro, die der Bund ab 2018 auf das aktuelle Budget von 141 Millionen Euro drauflegt, nichts nach unten in Klaus Lederers Budget abfließen. Das zumindest hofft Georg Vierthaler, Generaldirektor der Musiktheaterholding: „Das würde der Logik dieser Zuwendung nicht gerecht werden“, sagte er dem Tagesspiegel. Und betont, dass es keineswegs die Häuser selber sind, die um das Geld bitten. Es handele sich um eine bewusste Akzentsetzung durch Monika Grütters.

Zur Gießkanne soll es nicht kommen

Zwei ehrgeizige Ziele verfolgt Vierthaler bei der Verteilung der Gelder unter den vier Nutznießern Komische Oper, Staatsoper, Deutsche Oper und Staatsballett. Zum einen will er das Proporz-Prinzip vermeiden. Eine Ausschüttung nach dem Gießkannenprinzip soll es nicht geben, bei der die Anzahl der Zuschauerplätze oder der tatsächlichen Besucher pro Saison ausschlaggebend wären. Viel wichtiger findet der Kulturmanager die Klärung der Frage: „Wie geben wir das zusätzliche Geld so aus, dass damit die Entwicklung der Berliner Opernlandschaft als Ganzes nachhaltig vorangetrieben wird?“ Auch wenn das kein leichtes Unterfangen sei, weil alle Beteiligten „ohne Vorbedingungen“ in den Diskussionsprozess einsteigen müssten, möchte Vierthaler die Diskussion in den kommenden Wochen auf diese Weise moderieren.

Bis zur Sommerpause, so Vierthalers zweites Ziel, sollen die Gremien der Opernstiftung einen Vorschlag erarbeiten, den Kultursenator Lederer in die parlamentarischen Haushaltsberatungen einbringen kann. Dass Kulturstaatsministerin Grütters die Verteilung der neuen Opernstiftungs-Millionen der Berliner Politik überlässt, hält Vierthaler für den richtigen Weg. Was passiert, wenn die Haushälter des Bundestags Geldgeschenke über die Köpfe der Akteure hinweg verteilen, zeigt aktuell die Auseinandersetzung um das Berliner House of Jazz.

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