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Kultur: Hausmusik

Zahlreich sind die Kammermusikformationen, die aus dem Berliner Philharmonischen Orchester hervorgegangen sind.Eines der jüngsten Ensembles ist das "Trio Berlin" mit dem ehemaligen Soloklarinettisten Alois Brandhofer, dem Solobratschisten Wilfried Strehle und der Pianistin Karina Wisniewska.

Zahlreich sind die Kammermusikformationen, die aus dem Berliner Philharmonischen Orchester hervorgegangen sind.Eines der jüngsten Ensembles ist das "Trio Berlin" mit dem ehemaligen Soloklarinettisten Alois Brandhofer, dem Solobratschisten Wilfried Strehle und der Pianistin Karina Wisniewska.1997 gegründet, wurde das Trio gleich mit dem europäischen Kammermusikpreis ausgezeichnet.Nun spielte das Ensemble im Rahmen des "Festivals der europäischen Musik" im Meistersaal in der Köthener Straße.

Sehr lyrisch, ganz von der klanglichen Atmosphäre ausgehend, gestalteten die drei Musiker Mozarts "Kegelstatt-Trio" Es-Dur KV 498.Gleich fiel ins Ohr, daß die Pianistin einen schweren Abend haben würde: der Flügel ist in einem bedauernswerten Zustand und läßt keine detaillierte Klanggestaltung zu.Folglich nahm sich Karina Wisniewska sehr zurück, begnügte sich im Wortsinn mit der Rolle der Begleiterin.Das ist bei Stücken wie Robert Schumanns Romanzen Opus 94 besonders bedauerlich, leben sie doch vom dialogisierenden Miteinander.

Immer wieder versuchte Alois Brandhofer, Impulse vom Klavier aufzunehmen, doch es kam zu keinem rechten Zwiegespräch, trotz der agogisch sehr freien und im Zusammenspiel sehr präzisen Interpretation.Adäquater fiel da die Wiedergabe von Antonin Dvoráks Violin-Sonatine G-Dur Opus 100 aus, die Wilfried Strehle in einer Bearbeitung für Bratsche spielte.Die in Amerika entstandene und von Dvorák "für die Jugend" bestimmte Sonatine atmete in seiner Interpretation den Geist liebenswürdiger Hausmusik.Strehle schien diese Musik ernster zu nehmen als seinen Part in Mozarts Trio, in dem er sich einige Ungenauigkeiten leistete und solistisch in den Vordergrund drängte, wo es gar nicht angebracht war.

Am meisten beeindruckten jedoch Robert Schumanns "Märchenerzählungen" Opus 132.Frei ließen die drei Musiker die episch-rhapsodischen Formen für sich sprechen, schlugen einen Ton des musikalischen Erzählens "aus alter Zeit" an, der gut in den historischen Rahmen des liebevoll restaurierten Meistersaales paßte.Und als Dank für das zwar kleine, aber aufmerksame Publikum verabschiedete sich das Ensemble mit Max Bruchs wehmütigen "Nachtgesang", einem stimmungsvollen Nocturne, dessen nächtlich-bedächtige Atmosphäre das "Trio Berlin" famos traf.

GREGOR SCHMITZ-STEVENS

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