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Kultur: Heather Nova

Diese Woche auf Platz 10 mit: „Redbird“

In den neunziger Jahren schien Heather Nova so etwas wie die Björk von den Bermudas zu sein. Ein Naturkind, aufgewachsen auf dem Segelboot ihrer Hippie-Eltern. Eine glockenhelle Erscheinung. Dazu diese großen klaren Augen und die – sagen wir mal – unverdorbene Ausstrahlung. Besonders männliche Kritiker waren hin und weg. Aber gemach: Heather Nova hat ein Kind von einem anderen. Auf ihrer letzten Live-DVD war der Bauch im Scheinwerferlicht gut zu sehen. Mittlerweile ist der Kleine anderthalb, und Heather Nova besingt die Freuden der Mutterschaft. Doch nicht vom Füttern und Wickeln handeln die Texte, sondern davon, wie im postnatalen Körper wieder die Lust erwacht: „This Body has given life, has done so much, needs your touch.“

Heather Nova, inzwischen 38, schien immer in sich selbst zu ruhen. Das ging gelegentlich mit einem Mangel an künstlerischer Experimentierfreude einher. Trotzdem funktionierte das Konzept „Beeing Heather Nova“ in ihren schlichten, folk- und countryinspirierten Songs und mit dieser Sirenenstimme, die manchmal minutenlang auf einem einzigen Ton zu fliegen schien. Dieses „Ich will so bleiben, wie ich bin“ verbindet Heather Nova mit Dido. Die beiden haben zusammen den Song „Welcome“ geschrieben, auf dem Nova im Elekropop-Wohlfühlbrei ihrer Kollegin zu versacken scheint. Der beliebteste Song dieses Albums dürfte die Coverversion von „Wicked Games“ werden. Auch wegen der starken Vorlage, die Chris Isaak für David Lynchs Film „Wild At Heart“ schrieb. Heather Nova käme vermutlich nie darauf, an diesem Song sardonische Schandtaten zu begehen, wie es die finnische GruftMetal-Kapelle HIM getan hat. „Redbird“ ist eher wie ein vorgewärmtes Fläschchen. Aber das wird man ihr verzeihen. Hauptsache Mutter und Kind sind gesund.

Ralph Geisenhanslüke

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