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Kultur: Heimweh am Strand

Heike Makatsch singt wieder: „Almost Heaven“

In einer anrührenden Szene ganz am Anfang von „Almost Heaven“ liegt Heike Makatsch in einem Computer-Tomographen. Man sieht nur ihre Cowboystiefel, die aus dem röhrenartigen Untersuchungsgerät herausragen. Vor allem aber hört man ihre helle Sopranstimme, mit der Makatsch einen Country-Song singt: „Where the rain never falls / Where the sun never shines/ It’s dark as a dungeon / Way down in the mine.“ Der Song heißt „Dark As a Dungeon“, er stammt von Dolly Parton. Dunkel wie ein Verließ – damit kann eine Kohlenmine gemeint sein oder das eigene Grab. Makatsch spielt Helen, eine junge Frau, die Krebs im Endstadium hat. Die Ärzte haben sie bereits aufgegeben, ihr Mann – gespielt von Wotan Wilke Möhring – will sie überreden, in ein Sterbehospiz zu gehen.

Aber Helen, die Amateursängerin, hat einen Traum: Sie möchte im legendären Bluebird Café in Nashville auftreten. Also schnappt sie sich ihre Gitarre und macht sich auf die Reise. Per Zufall landet sie statt in Tennessee in Jamaika. Um doch noch nach Nashville zu kommen, muss sie von Kingston nach Montego Bay gelangen und dort ein Flugzeug erwischen. Ihre Ungeduld stößt bei den Einheimischen bald auf Grenzen. Als sie einen Taxifahrer anherrscht: „Geht es nicht ein bisschen schneller?!“, zuckt der nur die Achseln: „Zum ersten Mal auf Jamaika?“ Ausgerechnet eine Trickdiebin, die ihr am Busbahnhof das Geld für ein Ticket geklaut hat, wird zur Verbündeten. Rosie, dargestellt von der englischen Schauspielerin Nikki Amuka-Bird, ist das genaue Gegenteil von Helen. Sie lebt in den Tag hinein, hat ihre Tochter bei einer Tante abgegeben und wird, weil sie Marihuana gestohlen hat, gerade von der kompletten Drogenmafia der Insel verfolgt. Die beiden Frauen mieten ein Auto und brechen nach Montego Bay auf.

Regisseur Ed Herzog, der nach seinem Kinodebüt „Happy Weekend“ (1996) Fernsehserien wie „Der Fahnder“ oder „Der Elefant“ drehte, hat „Almost Heaven“ als Mischung aus Musikkomödie und Road Movie inszeniert. Die Bilder, die Helen und Rosie auf ihrem Weg durch die üppig wucherne Vegetation der Karibikinsel zeigen, sind hinreißend. Aber das Schönste an dem Film ist die Musik. Dass sie eine kieksig-markante Stimme besitzt, hatte Heike Makatsch schon in Detlev Bucks Komödie „Männerpension“ (1996) bewiesen, wo sie „Stand By Your Man“ schmachtete.

In „Almost Heaven“ singt sie, meist nur von einer akustischen Gitarre begleitet, gleich acht Country-Klassiker wie „I’ll Never Get Out of This World Alive“ oder „If You’re Looking at Me You’re Looking at County“. „Almost Heaven“ ist, wie jedes gute Road Movie, ein eher wortkarger Film. Helen redet nicht über ihre Gefühle, sie teilt sie musikalisch mit. Über ihre Liebe zur Country-Musik sagt sie: „Du singst ein Lied, und irgendwie geht es dir damit besser.“ Am Ende tut sich Helen mit einigen einheimischen Musikern zusammen und spielt bei einer Strandparty Reggae-Versionen ihrer Lieblingssongs. „Take Me Home, Country Roads“ – so groovy hat John Denvers Heimweh-Hit noch nie geklungen.

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