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Kultur: Helle Begeisterung

FESTAKT

Groß ist die Stiftung nicht, und zwei Jahrzehnte sind kein Alter. Vielleicht ist es der Geist, der die Stiftung Preußische Seehandlung auszeichnet. Der Festakt, mit dem sie am Sonntag in Berlin ihr Jubiläum beging, strahlte etwas davon aus: eine bescheidene Fröhlichkeit, die unverdrossene Bereitschaft, auf Neues zu sinnen, die freundschaftliche Verbundenheit mit dem ihr angestammten Ort – erst die Insel West-Berlin, nun die ganze Stadt. Auch Traditionssinn: Mit spürbarem Vergnügen machten alle Redner ihren Kratzfuß vor der Geschichte, wie aus einem preußischen Wirtschaftsunternehmen eine Kulturstiftung wird, der Vorstandsvorsitzende Walter Rasch, Kultursenator Thomas Flierl, Altbundespräsident Richard von Weizsäcker.

Dessen Begabung zum Enthusiasmus setzte diese Vormittagsstunde die hellen Lichter auf. Ein Loben in Beispielen: Wem verdankt Berlin die Professur für Geschichte der industriellen Welt? Wem den Literatur- Express, der im Jahr 2000 durch Europa fuhr? Wem die Internationale Sommernacht der Lyrik? Erfolgreiche Bilanzen, gewürzt mit der Überzeugung von der Unentbehrlichkeit von Kultur und Wissenschaft: Erich Kästner, nach dem ein Preis der Stiftung benannt ist – so Weizsäcker heiter – wird Harry Potter überleben! Der Festakt war auch ein Ortstermin: Der Vortragssaal der Akademie der Wissenschaft ist nämlich der alte Kassensaal der Seehandlung; er trägt noch, von der Restaurierung bewahrt, die Einschussspuren der Schlacht um Berlin. Und einen schönen Grundton bekam er auch: durch ein hinreißend musizierendes junges Streichquartett, angeführt von einem baskischen Geschwisterpaar – Iturriaga-Quartett heißt es.

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