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Kultur: Heroische Privataudienz

FESTTAGE I

Auch dazu sind Liederabende da: Für ein bis zwei Stunden erlauben sie uns, einem Heroen der Opernbühne ganz nah zu sein. Am Mittwoch gewährte nun Ben Heppner , der derzeit als Tristan an der Staatsoper zu Gast ist, eine solche Privataudienz. Es spricht gewiss für diesen Künstler, dass er sich die Sache nicht leicht gemacht hat: Schumanns Liederkreis nach Eichendorff und Henri Duparcs impressionistische Gedichtvertonungen sind schließlich nicht die ersten Themen, die man einem strahlend-kernigen Heldentenor zum Small-Talk mit dem erwartungsvollen Publikum empfehlen würde.

Doch auch wenn sich der für kluge Deklamation bekannte Heppner ernsthaft bemühte, die feinsinnigeren Lyrikfreunde zu packen: den Opernsänger konnte er darüber nicht immer vergessen machen. Nur selten wollte er sich darauf verlassen, allein mit subtil nuancierten Variationen in Timbre und Sprachgestus zu erzählen, wie er es im Genrebild „Auf einer Burg“ tat. Zu oft ließ er sich dagegen bei Spitzentönen zu kraftvoll aus der Körpermitte angeschobenen, emphatischen Ausbrüchen verleiten, wo sein weniger spektakuläres, aber allemal ausdrucksfähiges kopfiges Piano genügt hätte. Doch vermutlich wollte man an diesem Abend einem Helden und keinem normalsterblichen Barden begegnen. Geradezu erleichtert wirkte da der Jubel, mit dem die Fans Heppner und seinen Begleiter Craig Rutenberg für die stimmkräftig hingelegten Belcanto-Schmankerl Francesco Tostis feierten. Dabei hätten doch allein Heppners wiederholte Blicke zum Spickzettel mit den dürftigen Texten verraten, dass die lohnendere Arbeit im ersten Teil des Abends gesteckt hatte.

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