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Kultur: Hingeschaukelt

"Pas de deux": eine Installation von Karin Rosenberg im Berliner Ausstellunsraum "empty rooms"VON PETER HERBSTREUTH"empty rooms" reiht sich seit zwei Jahren in das Heer Berliner Kunstvereine ein, die sich der Basisarbeit widmen und einerseits junge, ehrgeizige Künstler vorstellen, andererseits die überregionale Vernetzung suchen.Da die Künstler oft aus dem Bekanntenkreis der Betreiber kommen, gewinnen manche Ausstellungen den Charakter eines Treffens von Freunden, das für Außenstehende eher von soziologischem Interesse ist.

"Pas de deux": eine Installation von Karin Rosenberg im Berliner Ausstellunsraum "empty rooms"VON PETER HERBSTREUTH"empty rooms" reiht sich seit zwei Jahren in das Heer Berliner Kunstvereine ein, die sich der Basisarbeit widmen und einerseits junge, ehrgeizige Künstler vorstellen, andererseits die überregionale Vernetzung suchen.Da die Künstler oft aus dem Bekanntenkreis der Betreiber kommen, gewinnen manche Ausstellungen den Charakter eines Treffens von Freunden, das für Außenstehende eher von soziologischem Interesse ist.Bemerkenswertes gelingt meistens dann, wenn die Künstler diesem Kreis fremd sind.So war es mit der Einführungsschau zur Kooperation mit dem "Museum of Installation, London" im Juli letzten Jahres, und so ist es auch mit der Berliner Künstlerin Karin Rosenberg. Sie hat sich lange mit der Beziehung zwischen Bild-Fenster-Spiegel beschäftigt und kluge Varianten des allseits Bekannten vorgestellt.Jetzt zeigt sie ein komplexes Werk, das ihre bisherige Arbeit zu Vorstudien macht und wie ein Januskopf ins Vergangene und Kommende strahlt.Sie strich in einem quadratischen Raum alle Wände und den Boden weiß, entfernte die Beleuchtungskörper und stand in einem hellen Kubus mit zwei Fenstern, die sich der verspiegelten Fassade des Hochhauses gegenüber öffnen, überklebte die Scheiben mit blauer Folie, setzte an der Rückwand spiegelverkehrt zwei von hinten künstlich beleuchtete Fenster ein und ließ in der weißen Zelle zwei Schaukeln schwingen.Mittags legt sich bläulicher Samtschimmer auf die Wände.Und je mehr das Licht draußen schwindet, desto kraftvoller leuchtet es blau aus den Fenstern mit Kunstlicht heraus. Der Raum vibriert von Zitaten, die nicht - wie so oft bei jüngeren Künstlern - aus Hilflosigkeit eingesetzt wurden, sondern sich zwangsläufig aus dem Spiegel-Fenster-Bilder-Schema ergeben, das Rosenberg brechen will."Was für Dich Ende ist" / "Wird Beginn sein in mir." steht getrennt eingraviert auf den Schaukeln im zweigeteilten Blauraum.Verläßt man ihn, sieht man als Nachbild alles rosa.Wer aber mit atmosphärischen Elementen arbeitet, schliddert stets am Kitsch entlang.Fragt sich, ob das atmosphärisch klinische Feld den Besucher mit einer Einsicht beschenkt. Bei Rosenberg wird alles Kunstwahrnehmung.Und würde man einen Preßlufthammer in die Wand rammen oder eine Orgie veranstalten, so hätte nichts davon den Anschein des Realen.Man betritt einen Bildraum mit Sichtfenstern nach draußen und Blindfenstern im Innern: eine balancierte Bühne aus Gegenstücken und Ergänzungen, die die Wirklichkeit aufhebt wie ein Traumgesicht.Hier gibt es keinen Schmerz, sondern unendliches Dominospiel."Pas de Deux", so der Titel, ist ein Reigen, bei dem ein Teil das andere, kaum ist die Verbindung hergestellt, flieht und fliehen muß, soll das Spiel im Fluß bleiben und das Schaukeln weitergehen.In diesem Sinne ist es eine recht urbane Arbeit, die als Metapher der von Juristen so benannten Kategorie "hwG" (häufig wechselnder Geschlechtsverkehr) ein formal gelungenes Memento setzt.Davon kann man ausgehen. empty rooms, Axel-Springer-Str.39; bis 4.Mai; mittwochs 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung Tel.2519340

PETER HERBSTREUTH

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