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Kultur: Hinter dem Seidenportal

Mit der „Ars terra incognita“ beleben Berliner Händler den Markt für außereuropäische Kunst

Es ist lange her, dass Berlin auf dem Feld der außereuröpäischen Kunst einen nennenswerten Markt abgab. Auch hier haben die Schreckensjahre nach 1933 eine Wüste hinterlassen. Seit sich die Stadt aber mit der zeitgenössischen Kunst als Galerien- und Messestandort zurückgemeldet hat, entwickelt sich auch der Kunsthandel mit Teppichen (Wild), Textilien (Michaud), Ostasiatica (Schulze) oder afrikanische Plastik (Ostowar, Dogon) weiter. Bei der Initiative Berliner Händler, eine neue Messe ins Leben zu rufen, geht es um den Versuch, gezielt auswärtige Händler und Sammler in die Stadt zu holen und so nicht zuletzt das heimische Publikum zu gewinnen. Dafür hat man im ehemaligen Staatsratsgebäude hinter einem fünf Meter hohen, prunkvollen chinesischen Seidenportal ein „Völkerkundemuseum auf Zeit“ inszeniert. Eine Zulassungsjury aus Experten und erfahrenen Museumsleuten sicherte das Qualitätsniveau bei den Anbietern.

Mit dem ledernen Kriegshemd eines Schwarzfußindianers für 200 000 Euro über einen chinesischen Palastteppich aus dem 19. Jahrhundert für 46 000 Euro oder einer Ahnenfigur aus Palau (Preis auf Anfrage) sind nur einige der vielen Spitzenwerke aus aller Welt genannt. Die 48 Aussteller aus neun Ländern bieten aber auch für Einsteiger oder weniger betuchte Sammler etwas: Von ein paar hundert Euro bis zu einigen hunderttausend Euro für ein japanisches Samuraischwert reicht die Spanne. Joshua Dimondstein aus Los Angeles rechnet bei seinen afrikanischen Masken mit Verkäufen eher im mittleren Preisniveau, andere wie der Berliner Freedun Ostowar mit seiner fast leeren Koje setzen auf die Aura weniger absoluter Meisterwerke, etwa mit einer Lobi-Figur aus Elfenbeinküste für 220 000 Euro. Unter den knapp ein Dutzend Teppichhändlern findet man vom gehobenen Einrichtungsgegenstand bis zu seltenen Fragmenten ein breites Spektrum – von Marokko bis nach China. Fazit: Sollten Geschmack und Kultur beim Menschen tatsächlich unteilbar sein, dann ist „Ars terra incognita“ die längst fällige Ergänzung zum Angebot bei der zeitgenössischen Kunst in der Hauptstadt.

Schlossplatz, ehemaliges Staatsratsgebäude, noch heute und morgen 12 - 20 Uhr.

Ronald Berg

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